Ich habe noch ein Beispiel.
Swiss Life.
Ich habe Swiss Life in meinem realen Depot am 2.September 2020 gekauft für 370,60 CHF.
Nach meinen Bewertungskriterien könnte ich sie bis 530 CHF kaufen.
Buchwert pro Aktie 2020: 539.23
Aktuelles KBV ist 0.9 bei
Kurs 473 - 497
EKR: 9.8 %
Langfrist-KGV: 9.2
EKR von 9,8% führt zu Kauf-KBV von 0,98. Multipliziert mit dem Buchwert führt das zu rund 530 CHF Kaufpreis.
Allerdings führt dies zu einer prognostizierten Rendite von unter 20% p.a., und daher wäre es kein Kauf.
Erst bei einem Kurs von etwa 410 CHF steigt auch die Prognose nach meinem Modell auf über 20% p.a., daher dürfte ich gar nicht höher kaufen.
Nehmen wir jetzt mal an, die heutigen Regeln hätten schon vor 2 Jahren gegolten, aber die 20%-Anforderung noch nicht.
Swiss Life wurde im Februar 2020 zu einem Höchstkurs von 514,96 gehandelt, und stürzte im März 2020 auf 252,65 ab (Quelle: cash.ch).
Nehmen wir an, ich hätte bei exakt 500 CHF gekauft.
Heute (um 10 Uhr morgens) stand der Kurs bei rund 494 CHF.
Ich wäre also nach mehr als 1,5 Jahren noch im Minus.
Mit meiner Nachkaufstrategie hätte ich aber vom Crash im März 2020 profitiert.
Ich hätte also im Februar 2020 2 Aktien zu je 500 CHF gekauft, total 1’000 CHF.
Ich hätte im März 2020 Nachkäufe gemacht bei
-20% (400 CHF), 3 Aktien, total 1’200,
-40% (300 CHF), 10 Aktien, total 3’000.
Ich hätte damit total 5’200 CHF investiert (plus rund 85 CHF Kaufgebühren) für insgesamt 15 Aktien.
Das entspräche einem Durchschnittspreis von 346,67 CHF pro Aktie.
Wenn die Aktie nun wieder bei 500 CHF ankommt (was diese Woche durchaus realistisch ist),
hätte ich 44% oder 2’300 CHF gewonnen.
Ohne Nachkäufe hätte ich nur 1’000 (statt 5’200) investiert, aber noch nichts (ausser ein bisschen Dividende) gewonnen.
Warum habe ich das in meinem realen Depot nicht getan?
Einerseits war ich noch an den Details der Strategie am Schrauben.
Der Hauptgrund war aber, dass ich erst im September 2019 mein Depot eröffnet hatte.
Ich hatte im Februar 2020 nur 1’618 CHF auf dem Konto.
Damit wären mehrere Aktien mit mehreren Nachkäufen nicht machbar gewesen.
Ich hatte also einfach Pech mit dem Timing meiner realen Finanzen.
Kurz darauf brauchte ich 2 mal für die Wohnung eines Familienmitgliedes Geld, und musste das von meinem Aktienkonto abheben.
Merke dir: Wenn du kein Geld hast, kannst du nicht investieren.
Natürlich hat mein System einen Haken bzw. eine Hürde:
Ich kaufe für nur 1’000 CHF pro Aktie, danach gibt es Nachkäufe für weitere 1’000 (bei 20% gesunkenem Kurs) und für weitere 3’000 (bei 40% unter Erstkaufkurs), womit man rasch auf das 5-fache des ursprünglichen Investments kommt.
Wenn jemand also 50’000 auf dem Konto hat,
und er kauft sich 5 Aktien zu je 1’000 CHF, so sind 10% investiert, 90% Cash.
Er oder sie möchte aber nicht mehr als 5 Aktien halten, weil er findet, ein hochkonzentriertes Portfolio sei am Besten.
Jetzt könnte die Person natürlich statt nur 1’000 pro Aktie 10’000 investieren.
Dann reicht aber das Geld nicht für Nachkäufe.
Das ist ein Dilemma.
Ich löse das, in dem die Kaufgrössen in einem bestimmten, sinnvollen Verhältnis zur Depot-Grösse stehen.
Der erste Kauf einer Aktie umfasst bei mir 1’000 CHF.
Würden sämtliche Nachkäufe ausgeführt (dh Aktie ist um mehr als 60% gesunken), sind es 10’000 pro Aktie.
Es dürften nur wenige Aktien alle 3 Nachkauf-Stufen (bei -20%,-40%, -60%) erleben dürfen, weil sie schon beim ersten Kaufkurs sehr günstig bewertet sind.
Andererseits kann es natürlich in einem Bärenmarkt oÄ passieren, dass alle Aktien gleichzeitig um 40% oder 60% sinken.
Mein reales Depot hat derzeit einen Umfang von fast 11’600 CHF.
Der Cash-Anteil beträgt 3’456,45 CHF.
Ich möchte maximal 5 Aktien halten nach meinen aktuellen Regeln.
Jetzt kaufe ich also 5 Aktien, dann sind noch fast 7’000 Cash.
Ich schaffe es so nicht mal auf einen Aktien-Anteil von 50%.
Und ich zahle ja dieses Jahr noch 2’000 ein, nächstes Jahr weitere 12’000.
Dh ohne Aktiengewinne oder -verluste habe ich ende 2022 eine Depot-Grösse von rund 25’600 CHF.
Wenn ich bis dahin bei den gleichen Regeln bleibe (Gott bewahre mich für zu vielen Änderungen),
kann ich also nur 5 Aktien à 1’000 CHF kaufen, was somit 5’000 Aktien-Wert entspricht und 20’600 Cash-Anteil.
Aber wenn von den 5 Aktien bis ende nächsten Jahres nur 3 um mehr als 20% nach unten gingen, 1 davon sogar um über 40%, dann sieht es so aus:
2 Aktien für je 1’000
2 Aktien für je 2’000 (weil beide je einen Nachkauf bei -20% hatten)
1 Aktie für 5’000 (weil 2 Nachkäufe nötig waren).
Da sind dann plötzlich 11’000 investiert.
Das heisst, der Aktienanteil steigt automatisch, wenn die Kurse stärker schwanken bzw. sinken.
Ich kann die Anzahl gehaltener Aktien bei Bedarf immer noch erhöhen in Zukunft.
Bis ende 2023 beispielsweise hätte ich 36’000 CHF einbezahlt,
und der Gesamtwert müsste dann, falls der Bullenmarkt weiter geht,
bei 45’000 CHF stehen.
Dann wird es schwierig, auf eine hohe Aktienquote zu kommen.
Andererseits: Falls dann ein Bärenmarkt käme, hätte ich genug Geld, um sämtliche Nachkäufe durchzuführen.
Zudem ist es leicht, anstatt 5 einfach 10 Aktien zu kaufen,
oder die Erstkaufsumme zu erhöhen.