Sind zwei Depots mit unterschiedlichen Strategien sinnvoll?

Hallo zusammen, ich bin vor einem Jahr in die Schweiz gezogen und habe noch meinen ETF-Sparplan bei der ING laufen, bei dem ich monatlich 500 € in den FTSE All World investiere. Der Sparplan läuft seit 2017.

Jetzt möchte ich ein zweites Depot bei Interactive Brokers eröffnen und jährlich etwa 10k nach dem Boglehead-Prinzip investieren, u.a. mit dem Vanguard Total World Stock ETF (US9220427424).

Ich bin mir jetzt nur unsicher, ob es Sinn macht mein Depot bei ING trotzdem parallel weiterlaufen zu lassen oder lieber nur ein einziges Depot bei IB zu führen. Mein Plan wäre aktuell es laufen zu lassen, da es auch eine etwas andere Strategie ist, wie das was ich bei IB vorhabe.

Wie seht ihr das ganze bzw. was spricht dafür oder dagegen?

Ich würde es an den Kosten aufhängen. Rechne dir aus, was der Kostenunterschied zwischen dem Beibehalten von zwei Depots und dem Titel-Transfer zu und Unterhalt von Interactive Brokers ist.

Selbst wenn die Zwei-Depot-Lösung 100-200 Fr. billiger wäre würde ich persönlich es transferieren, damit man sich nur mit 1 Dienst herumschlagen muss (Stichwort Mental Clutter).

2 „Gefällt mir“

In der Regel macht es keinen Sinn unterschiedliche Depots zu haben. Im Gegenteil, in den meisten Fällen ist das ein Nachteil. Ich weiss dass das viele Blogger anders anpreisen und Zweit-, Dritt-, und Viertdepots vermarkten, allerdings ist das in der Regel weil man mehrere unterschiedliche Produkte an den Mann bringen muss mit Referenz-Links oder Codes und nicht weil es finanziell für den Investor Sinn machen würde.

Die Administration ist komplizierter du musst den Papierkram für 2 Depots erledigen, es ist weniger übersichtlich, wenn du krank wirst oder so dann ist es für deine Nachkommen oder Leute die dir helfen mühsamer das Zeugs zusammenzusuchen, und so weiter.

Es gibt in der Regel aber auch finanzielle Nachteile, gerade wenn es um Schweizer Depots geht bzw. Depots mit Depotgebühren wie bei Swissquote. In den Fällen, würdest du einfach zweimal die Gebühren und würdest so quasi zweimal die Mindestgebühren zahlen bei den genannten Beträgen. Bei gedeckelten Depotgebühren lohnt es sich am meisten alles in einem Depot zu haben. Ebenfalls ein finanzieller Nachteil ist, dass du jeweils zwei Transaktionen machen musst und so jeweils zweimal auch die Gebühren zahlen musst. Das spielt keine Rolle wenn die Gebühren prozentual sind, sind sie aber in der Regel nicht. Du würdest mit nur einer Transaktion also mehr fürs Geld bekommen bzw. bei IBKR könntest du einen Währungstausch machen pro Monat und dann in mehrere USD Produkte investieren wenn das gewünscht ist.

Als dritten Nachteil denke ich jetzt mal ohne das nachzuschauen, wäre vermutlich IBKR ziemlich sicher günstiger als ING, es macht keinen Sinn bei einem teureren Broker zu zahlen wenn man gleichzeitig einen günstigeren schon hat.

Der einzig mögliche sinnvolle Use Case wäre, dass wenn du bei einem zweiten Broker Produkte kaufen kannst die es beim ersten nicht gibt oder sie beim zweiten Broker wesentlich günstiger zu kaufen gibt, oder es steuerliche oder weitere Vorteile gibt. Das sehe ich in deinem Fall jetzt jedoch nicht. In deinem Fall sind es ja auch nicht wirklich zwei Strategien einmal VWRL und einmal VT, das sind im Prinzip beide sehr ähnliche bzw. fast identische Produkte auch wenn es ein paar kleine Unterschiede gibt, mit sehr ähnlicher Performance, von dem her ist das meiner Ansicht nach zweimal die gleiche Strategie einfach mit unterschiedliche Produkten.

Insofern würde ich das konsolidieren und die ING Sachen entweder transferieren oder verkaufen und bei IBKR neu kaufen. Da könntest du dann auch anstatt ca. 1000 CHF im Monat dann 1500 CHF im Monat nach IBKR schieben und kriegst somit mehr fürs Geld was die Gebühren anbelangt.

2 „Gefällt mir“

@AlephOne Vielen Dank für deine Antwort!
Das macht echt Sinn was du schreibst und ja die Strategien unterscheiden sich an sich kaum.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob IBKR günstiger ist als ING. Bei einem Auftragswert von 6k im Jahr habe ich bei ING laufende Kosten von 7,20€ und dazu kommt natürlich noch die Umrechnungsgebühr wenn ich CHF in EUR mit Wise umwandele um das Geld auf mein ING-Konto zu bekommen. Das wären dann nochmal ca. 30 CHF für 6000 CHF. D.h. bei der ING habe ich aktuell jährliche Gebühren von etwa 38 CHF.

Jetzt müsste ich nur wissen, was ich bei IBKR zahlen müsste mit meiner Strategie :slight_smile:

EDIT: Ein anderer Punkt ist, ob es nicht etwas sicherer ist nicht alles bei einem Anbieter zu haben sondern es verteilt zu investieren. Oder ob das am Ende doch unnötig ist so zu denken :smiley:

Ja da hat Jay ja bereits schon etwas dazu gepostet:

Die Transaktionsgebühren sind im Prinzip vernachlässigbar, der Währungswechsel kostet 0.002% bzw. mindestens 2 USD pro Wechsel. D.h. bis 100’000 CHF zahlst du einfach 2 USD. Wenn du also deine Währungswechsel minimieren kannst kriegst du das relativ stark runter aber jeden Monat jetzt 2 USD zu zahlen wäre auch nicht der Weltuntergang.

Bei 1500 CHF pro Monat wäre man selbst bei monatlicher Transaktion dann bei ca. 0.15-0.2% Gebühren und das ist auch das was ich als normal ansehen würde und auch von anderen Brokern erwarten würde, nicht so wie bei einigen in der Schweiz 1.5-3% mit Währungswechsel.

Darüber würde ich mir gedanken machen wenn du mehrere Millionen hast. Ich denke für Normalbürger macht das relativ wenig Sinn da die Kosten/Aufwand nicht zu rechtfertigen sind bei dem geringen Risiko wenn man bei einem etablierten Anbieter investiert. Deshalb würde ich unbekannte Anbieter eher meiden. Btw. was mich bei ING im dem PDF mit den Preisen etwas beunruhigen würde, ist dass Kundenassets offenbar in einem Sammeldepot gehalten werden und Einzelkonten nur für sehr hohe Gebühren erhältlich sind.

1 „Gefällt mir“

Danke @AlephOne !
Die Kosten sind wirklich überschaubar und deine Argumentation hat mich überzeugt, sodass ich es tatsächlich bevorzugen würde monatlich zu investieren. Und beim Punkt mit den zwei Depots hast du auch Recht. Es macht eher mehr Arbeit und macht es unübersichtlicher, als das es einen effektiven Nutzen bringt. Daher würde ich jetzt erstmal ein Konto bei IBKR eröffnen, die erste Investition tätigen und dann versuchen mein Depot von ING zu transferieren.

Danke auf jeden Fall für deine Hilfe :slight_smile:

Ein IBKR Konto ist sicher sehr empfehlenswert, auch da gibt es übringens Freundschaftswerbung. Ich hätte einen Referral Code, werde en aber hier nicht posten, ist vermutlich nicht gerne gesehen.

Es kann sich auch folgende Strategie lohnen:

  1. IBKR für alles was mit USA zu tun hat
  2. DKB oder was ähnliches für alles was mit Euro zu tun hat
  3. Yuh, Saxo Bank oder Swissquote (etwas teuer) für alles was mit CH zu tun hat

Die Idee hinter dieser Strategie ist erstens die Diversifikation des investierten Geldes und zweitens kann man so alles schön nach Währung trennen. Bei Swissquote kann man sich auch ins Aktienregister eintragen lassen, um an den GVs Häppchen essen zu gehen.

Mit den Aktien oder ETFs die Dividenden abwerfen kann man dann in dem jeweiligen Depot wieder was zukaufen, so kann man sich die Währungsumrechnungen sparen.

Ich habe das so aufgeteilt, weil das kostet maximal 200 Franken Gebühren und man kann so von verschiedenen Konzepten die Erfahrungen mitnehmen und lernt auch mal was anderes kennen.

1 „Gefällt mir“