Neue Hypothek für Eigenheim - "All in" oder nicht?

Hallo zusammen

Wir werden im 2025 das Elternhaus meiner Frau im Kanton St. Gallen kaufen und dafür eine Hypothek aufnehmen.

An liquiden Eigenmittel haben wir ca. 50% des Kaufpreises (Erste Schätzung Anfang letzten Jahres, neue Schätzung erfolg dann kurz vor dem Kauf Mitte 2025). Notgroschen von jeweils 6 Monatseinkommen und ein Investment Portfolio von ca. 30k zähle ich nicht dazu und will ich auch nicht anrühren.

Was ich mir aber überlege ist ob wir beide einen WEF-Vorbezug aus unserer 2a und 3a zu machen sollen, was die Eigenmittel auf ca. 60% erhöhen würde. Wir sind beide ende 30 und unsere Tragbarkeit liegt bei 22%.

Was muss ich dabei alles beachten um zu berechnen ob sich das lohnt?

Hallo Mr.Markus
Wow, erst einmal herzliche Gratulation, dass Ihr finanziell für Euer baldiges Eigenheim schon so gut aufgestellt seid. Mit rd. 50% liquiden Mitteln seid Ihr in Sachen Eigenmittel sehr gut aufgestellt (das wisst Ihr vermutlich schon :wink:). Ebenso eine super Herangehensweise, dass Ihr einen Notgroschen sowie ein Investmentportfolio habt, Kompliment!

Aufgrund der Belehnungsbasis (50% Eigenmittel) sowie der angegebenen Tragbarkeit habt Ihr kein Problem eine Hypothek zu erhalten. Daher ist der WEF-Vorbezug (2. Säule) nicht zwingend notwendig; dementsprechend auch der Bezug der 3. Säule nicht.

Beim WEF-Vorbezug gilt es das (oder die) Pensionskassenreglement anzuschauen, ob Du/Ihr eine Leistungseinbusse bezüglich Krankheit, Todesfall oder Unfall habt. Prüft auch die Voraussetzungen sowie die gegenseitige Eintragung bezüglich „Empfänger“ des Todesfallkapitals resp. -rente im Worst-Case-Fall. Solltet Ihr nicht verheiratet sein, könnte das für den überlebenden Partner noch ein Spiessrutenlaufen oder gar in einer schrecklichen Überraschung enden.

Denke ebenfalls daran, dass ein WEF-Vorbezug sowie auch der Bezug der 3. Säule steuern (jedoch privilegierter Satz) auslöst. Sollte beides fürs Eigenheim in Betracht gezogen werden, dann empfehle ich eine Verteilung auf mehrere Steuerjahre :wink: Solltest Du/ solltet Ihr in Betracht ziehen den WEF-Vorbezug später wieder einmal einzuzahlen, kommt meines Wissens der positive Steuereffekt nicht zum Tragen.

Darf ich Fragen, was ist Eure/Deine Motivation zum jetztigen Zeitpunkt die Eigenmittel für den Kauf so hoch anzusetzen? Mit einer Amortisation über die Jahre wäre es auch getan und Ihr hättet finanzielle Sicherheiten…

Hoffe, konnte Dir weiterhelfen.

Gruss
Christoph

Es ist grossartig, dass du bereits 50% des Kaufpreises als liquide Eigenmittel hast.
Das ist ein starker Ausgangspunkt.

Hier sind einige Faktoren, die du berücksichtigen solltest:

Eigenmittel: Du hast bereits 50% des Kaufpreises und überlegst, einen WEF-Vorbezug aus deiner 2a und 3a zu machen, was die Eigenmittel auf etwa 60% erhöhen würde. Das ist eine gute Idee, aber du solltest auch die langfristigen Auswirkungen auf deine Altersvorsorge berücksichtigen.

Eigenmietwert: In der Schweiz wird der Eigenmietwert als Einkommen besteuert. Du solltest also den geschätzten Eigenmietwert deines Hauses in deine Berechnungen einbeziehen.

Hypothekarzins: Der Hypothekarzins ist ein weiterer wichtiger Faktor. Du solltest verschiedene Banken vergleichen und den besten Zinssatz für deine Hypothek finden.

Steuern: Du solltest auch die steuerlichen Auswirkungen berücksichtigen. In der Schweiz kannst du die Hypothekarzinsen von deinem steuerbaren Einkommen abziehen, was zu Steuerersparnissen führen kann.

Tragbarkeit: Deine Tragbarkeit liegt bei 22%, was gut ist. Die meisten Banken verlangen, dass die Wohnkosten (Hypothekarzinsen, Amortisation und Nebenkosten) nicht mehr als ein Drittel deines Einkommens ausmachen.

Wie gesagt es kommt auf relativ viele Faktoren darauf an, ich persöndlich bin der Meinung Eigentmittel sollten je nach alter zwischen 20-40% des Kaufpreis inkl. Umbau, Renovation und Sanirungen sein.

Wenn möglich tiefes einkommen ohne PK gelder mit Normalem einkomen mit PK.
Bei tiefem einkomen ist es so das mehr Eigenmittel da sein sollten damit das Risiko für die Bank geringer ist.

Grundlegend wird dir keine Bank eine Hypothek unter 100k CHF geben.

Hallo zusammen

Danke für den input, es verdichten sich mehr und mehr die Aussagen dass ich im Fall den WEF Bezug garnicht oder nur über die 3a machen soll.

Grundgedanke für den „all in“ WEF ist das gestiegene Zinsniveau und der Grundgedanke, dass wenn ich einen möglichst kleinen Hypozins zahle, dies langfristig am besten kommt.

Hab mir das aber noch nicht durchgerechnet bzw. durchrechnen lassen. Sind schon einiges an Faktoren wo ich selbst nicht mehr draus komme wie man das alles berücksichtigen muss, drum denk ich dass dieses Jahr mal ein Finanzplaner ran muss.

Gruss,
Markus

Hallo Mr. Markus

Du hast schon sehr guten Input bekommen.

Meine Erfahrungen bzw. wie ich das sehe:

  • Eine Immobilie ist eine Investition, sie wird Dich ein Leben lang begleiten, Du wirst immer mal wieder etwas ändern wollen, investieren, die Finanzierung anpassen.
  • Deine Situation wird sich ändern. Nicht nur die Finanzielle, auch Deine Erfahrung, Wissen und Bedürfnisse wird sich in den nächsten 30+! Jahren ändern. Es können schöne Dinge passieren (Du kannst im Lotto gewinnen) oder anderes.
  • Wie auch immer Du dich jetzt entscheidest, und das mag auch richtig und sinnvoll sein. In einigen Jahren wirst Du die Situation rückblickend anders beurteilen oder die Situation verändert sich (höhere Zinsen, tiefere Zinsen) und Du könntest optimieren.

Aus diesen Überlegungen und auch aus einer schmerzlichen Erfahrung mit einer 10 Jahresplanung mache ich nur noch 3Jahre Hypotheken und passe die Finanzierung alle drei Jahre an.

  • Da ihr zu zweit seid könnt ihr jedes Jahr 14k in 3a sparen und dies zur Reduktion der Hypothek einsetzen, wenn es Sinn macht, wann es Sinn macht, oder die 3a in ETF investieren.
  • Pensionskassenbezug kann in Zukunft mehr Sinn machen, bzw. in 3 Jahren weisst Du mehr und kannst einen Bezug besser beurteilen/ einschätzen. Macht es Sinn Deine zu beziehen und in die Deiner Frau einzuzahlen?
  • Wenn Ihr erst mal im Haus seid kommen die Ideen: ev. eine Erdsonde + Solaranlage? Für die tieferen Heizkosten nehmt ihr eine höhere Hypothek gerne in Kauf?

aus diesem Blickwinkel ist es nicht so wichtig, wenn Du jetzt eine etwas höhere oder tiefere Hypothek machst. Du wirst regelmässig an Deine Bedürfnisse anpassen können …

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Hello oopi

Danke für die ganzen Tipps und Ansichten, das gibt sicher den ein oder anderen Denkanstoss.

Solaranlage und Erdsonde sind definitiv Vorhaben genau wie eine Garage und einen Brunnen welchen wir über die Jahre nachrüsten wollen. Beschlossen ist schon dass wir das Bad vor dem Einzug sanieren und dafür 2 Zimmer zusammenlegen lassen, hoffe nur dass das als Werterhaltend angesehen wird. Den Rest müssen wir dann abstimmen, Heizung ist Pellets und 5 Jahre alt, das kommt sicher erst später.

Pensionskasse werde ich erst viel später einzahlen, denk die nächsten Jahren hab ich genug Renovationen vor mir welch ich steuerlich absetzen kann. Danach kann ich über die Einkäufe in die 2a die nächsten Jahre Steuer drücken.

Die 3a können wir später gut zur Tilgung der Hypothek einsetzen, momentan wind wir beide in ETF’s (TrueWeakth) investiert, was wir auch so lassen werden.

Hallo Mr. Markus

Bin kein Eigenheim-Besitzer und nur zwei Anmerkungen:

  • Evtl. solltest du überlegen, die Säule 3a in sicherere Werte umzuschichten (Cash?). Der Investitionshorizont für Aktien beträgt etwa 15 Jahre. Bei einem Börsencrash, egal wie unwahrscheinlich es scheint, kannst du schnell mal die Hälfte davon verlieren. Dein Anlagehorizont ist etwa 1.5 Jahr, wenn du Mitte nächsten Jahres das Haus kaufen willst.

  • Du hast noch ein ETF-Portfolio, welches du behalten willst? Ich nehme an, dass es ausserhalb der Säule 3a ist und dass es Aktien sind. Sei dir bitte bewusst, dass das, was du machen möchtest, „Leveraging“ ist. In der Schweiz kann das steuertechnisch Sinn machen, da man die Hypothekarzinsen beim steuerrechtlichen Einkommen abziehen kann. Aber rein theoretisch summa-summarum leihst du dir Geld aus, damit du Aktien damit halten kannst. Einfach nur als Input.