Hallo @Paradebeispiel
Also erstmal lass’ dich nicht vom Hinterherrennen nach Vermögen hinunterziehen. Kehr den Spiess mal um; Du hast ein Dach überm Kopf, einen Job, weisst, dass Du Schulden hast und bist Dich deinen finanziellen Möglichkeiten so wies klingt auch bewusst. Das ist schonmal mehr als viele andere haben und bildet eine Basis zusammen mit deinem Wunsch zu sparen. Du willst Dich aktiv um deinen Geldfluss kümmern, das spricht für eine gute Ausgangslage, dies auch in Angriff zu nehmen.
Als allererstes ist es einmal wichtig, Klarheit darüber zu schaffen wieviel deine Einnahmen und Ausgaben sind. Dazu brauchst Du nicht mehr als fürs erste einmal ein Haushaltsbudget zu machen über ALLE deine Einnahmen und Ausgaben.
Ob Du das auf einem Computer mit Excel oder auf einem Blatt Papier tust ist unerheblich.
Beginne also alle deine Ausgaben zusammenzutragen. Miete, Strom, Wasser, Autoversicherung, Verkehrssteuern allgemeine Versicherungen, Krankenkasse, Steuerrückstellungen, Schulden bzw. deren Abzahlungsraten, aber auch Kleinposten wie Handyabos, App mit Abo, Lebenshalungskosten wie ungefähre Beträge für Essen auf der Arbeit etc. Auch Rückstellungen für die Steuern gehören da rein!
Diese Einnahmen und Ausgaben rechnest Du runter pro Monat und ziehst Sie von deinem Einkommen ab. Wenn also eine Versicherung jährlich anfällt mit 1200.-, dann sind das 100.- pro Monat die Du zurückstellen musst (nur als Beispiel).
Ich handhabe mein System seit Jahrzehnten so, dass ich unmittelbar nach der Lohnzahlung sämtliche Rückstellungen, Spar- und Investmentbeträge auf meine Konten verteile wo sie hingehören sodass ich einen Tag nach Lohneingang nur noch meinen Monatsbedarf auf dem Konto habe, den ich verbrauchen kann. Lohn kommt bei mir am 25. des Monats und in der Nacht auf den 26. werden alle Rechnungen bezahlt und die Rückstellungen getätigt. Rechnungen zahle ich übrigens prinzipiell einmal monatlich. Wenn mir einer am 29. eine Rechnung schickt, muss er sich halt gut einen Monat gedulden auch wenn dieser innert 10 Tagen das Geld will… Das hält Ordnung und Du die Übersicht.
Ich rate jedem, für Rückstellungen ein separates Privatkonto einzurichten. Dann kann man all diese Beträge monatlich darauf abführen, hat aber prinzipiell immer genug Geld darauf, all diese Kosten zu bezahlen wenn sie anfallen. Jetzt wäre eigentlich der perfekte Zeitpunkt dies zu beginnen, wenn das Jahr 2024 „bezahlt“ ist.
Eine klare Kontenstruktur ist von Vorteil. Viele sträuben sich vor drei, vier oder gar mehr Konten. Ich sage, geordnete Konten schaffen Übersicht und geben Struktur in die Vermögensübersicht.
Kontenstruktur:
- Verbrauchskonto (Privatkonto)
- Rückstellungskonto (Privatkonto)
- Pufferkonto (Privatkonto)
- Steuerkonto (Privatkonto)
- Sparkonto (Sparen)
- 3a Sparkonto (wenn keine Anlagen)
Anlegen
- 3a Sparkonto
- 3a Wertschriftendepot
- Wertschriftendepot
Viele Fragen sich, was ich mit dem Pufferkonto bezwecke. Nun, das ist so eine Art Zwischengefäss vor dem Sparkonto. Sparkonten haben Rückzugsbedingungen. Für mich ist das Sparkonto psychologisch ein Konto auf welchem der Notgroschen liegt, das Pufferkonto hat immer maximal einen Monatslohn drauf und dient für ungeplante Ausgaben. Alles was über einem Gehalt ist, kommt aufs Sparkonto per Dauerauftrag und wird nicht mehr angerührt, ausser für Anlagen gelegentlich (Umschichtung).
Kurzum; es wird alles im Voraus abgeführt damit ich genau weiss, diesen Monat habe ich den Betrag X zum leben zur Verfügung. Bei mir sind das stets 1000.- beinhaltet Essen und Freizeit. Brauche ich mal weniger, habe ich im nächsten Monat diesen Betrag zusätzlich auf dem Pufferkonto, brauch ich mal bissel mehr, kann ich mir vom Pufferkonto etwas holen. Das Pufferkonto hat keine Karte, damit ich nicht auf die Idee komme, einfach die andere Karte zu nutzen, sondern eine Übertrag machen muss und bewusst Geld hole. Manchmal muss man halt auch etwas aufschieben zu Gunsten des Budgets.
Wenn Du dir die Konten und das Budget zurechtgelegt hast, siehst Du ziemlich genau ob Du dir dein Leben so leisten kannst oder nicht und wieviel allenfalls übrig bleibt. Das ist dein Anlage- und Sparpotenzial. Dieses Potenzial kannst Du jetzt optimieren.
- Wo hast Du unnötige Ausgaben?
- Wo kann ich Abonnemente preisoptimieren?
- Wo bin ich über- (oder auch unter-) versichert?
Jetzt behebst und optimierst Du das, was Du kannst mit dem Ziel, dein Sparpotenzial zu erhöhen.
Ein weiterer Ansatz: die Steuererklärung
- Hast Du Schulden jeweils deklariert?
- Pauschalabzüge gegen effektive Auslagen geprüft?
- Berufsauslagen abgezogen
- …
Hier kann eine einmalige professionelle Steuerberatung allenfalls unterstützend sein, quasi als Vorlage.
Nach den persönlichen Optimierungen hast Du nun einen bestimmten Betrag X als Sparpotenzial.
Nun heisst es erstmal Vermögensaufbau, damit du mindestens 2-3 Monatslöhne angespart hast. In deinem Fall wären das un die 15’000.- Das wird nicht über Nacht geschehen.
Inzwischen rate ich Dir, ein 3a Konto zu eröffnen und zwar am besten indem Du gleich ein 3a Wertschriftendepot eröffnest. Diese Depots haben keine Minimaleinlage oder höchstens um die 500.- als Ersteinlage, kosten keine weiteren direkten Gebühren und ermöglichen es, die Beträge in die 3. Säule wertvermehrend anzulegen. Dies wäre deine erste offizielle Anlage und zusätzlich kannst Du hier wie gewohnt, die Maximaleinlage vom steuerbaren Einkommen abziehen. Zugleich also eine Steueroptimierung.
Eine Einzahlungspflicht gibt es nicht. Du bist also frei, bis auf die Tatsache dass du bis zur Pension nicht an das Geld herankommst (bzw. analog den Bezugsmöglichkeiten einer normalen 3a Säule).
Den Betrag der Steuerverminderung kannst Du zu deinem Sparpotenzial dazurechnen.
Erst wenn ein Grundstock an Angespartem vorhanden ist, deine Finanzen im Griff sind, dann ist es Zeit, an freie Anlegen zu denken.
Da ich nicht denke dass Du immense Beträge dafür verwenden wirst können, wären ETF oder ETF Sparpläne wohl am interessantesten. Diese setzen nicht voraus dass man das Anlegen zum Hobby macht. Aber bis Du so weit bist, hast Du noch einiges an Zeit dir hier Gedanken zu machen in welche Richtung du anlegen möchtest, mit welchem Aufwand etc. Das Wichtigste ist, auf einen langen Anlagehorizont zu setzen und sich bewusst zu sein, dieses Geld erstmal vergessen zu wollen - und auch können! Dafür den Grundstock an Barmittel zuvor. Den kann man natürlich beliebig ausbauen.
Ich hoffe, Dir einige nützliche Denkanstösse gegeben zu haben, wie man sowas beginnen kann. Das Schwierigste ist es ungemein, sich an ein solches Budget über Jahre hinweg auch halten zu können und es auch weiterzuführen wenn sich Gegebenheiten ändern. Geduld ubd Beharrlichkeit ist nötig.