Zukunft der neobroker

Einige von euch verwenden ja die Neobroker. Mich würde interessieren, wie ihr euch nach 2025 ausrichten würdet. Gegenstand ist folgendes Zitat:

Zudem ist unklar, wie lange noch die Ertragsmodelle der Gratis- und Billigbroker wirklich funktionieren. So wird das Payment-for-Order-Flow-Modell in Europa ab 2026 verboten, in Grossbritannien ist diese Praxis bereits seit einigen Jahren untersagt:
Quelle: Nullkosten-Broker: Sie sind gratis, aber sie haben dennoch ihren Preis | VZ VermögensZentrum

Wie werden die Neobroker reagieren?

Verstehe nicht ganz, auf welche Broker sich der VZ-Artikel bezieht. Im Ausland wären das Broker wie eToro, Trade Republik und co. In der Schweiz sind mir aber keine Gratis Broker, im Sinne von Gratis kaufen und verkaufen, bekannt*. Schweizer Neon Broker, falls damit z.B. Yuh oder Neon gemeint sind, verlangen für normale Aktien Kauf- und Verkaufsgebühren. Zudem hat Yuh beispielsweise hohe Währungsumrechnungsgebühren, was sehr teuer ist, da die meisten Aktien nicht in CHF sind.

Bei Yuh, Neon, Alpian und co. sehe ich das Problem nicht beim Aktienhandel sondern Grundsätzlich. Die können aktuell immer weniger an deinem Geld verdienen, da es für das Geld immer weniger Zinsen gibt. Das ist auch der Grund, weshalb es bei Neon keine Zinsen mehr gibt. Die brauchen die Zinsen für sich selbst. Sobald die Zinsen 0 oder negativ sind, haben es solche Anbieter schwer, in der Kontoführung Gratis zu bleiben. Neon sehe ich da schwierig. Yuh und Alpian haben immerhin als Muttergesellschaft eine richtige Bank. Aber auch die müssen sich irgendwann Monetisieren.

*abgesehen von Gratis-ETF Sparplänen, welche keine Kaufgebühren haben. Die haben aber, so wie ich das Verstanden habe, Deals mit den ETF-Anbietern. Die wiederum holen das dann langfristig über den TER wieder rein.

Ich persönlich verwende keine dieser Neo-Broker, auch wenn ich einige davon getestet hatte für eine Weile. Hauptgrund ist im Prinzip, dass die Angebote eher für Leute ausgerichtet sind die sehr wenig Vermögen haben z.B. Jugendliche etc. Für Leute die normal oder gut verdienen lohnt sich das eigentlich nicht da die teils hohen prozentualen Preise nicht attraktiv sind und die Produktauswahl in der Regel schlecht ist. Auch ist mir halt wichtig das alles funktioniert und ich bin etwas allergisch wenn ich mich mit inkompetenten Leuten rumschlagen muss. Und bei gratis Anbietern kann man halt nicht unbedingt die Top Leute anstellen die dann einen Premium Service bieten. Ich mag es halt wenn ich bei der Bank einen Person habe die mich kennt, ich kurz anrufen oder ein Mail schreiben kann und dann wird die Sache erledigt. Keine Hotlines, Warteschlangen, 3-Mal das gleiche erklären, etc.

Zudem stimme ich schon auch mit der Ansicht des Artikels überrein das die zur Zeit geltenden Preisstrukturen nicht nachhaltig sind. Im Moment geht es den Neo-Banken/Brokern um Markt-Penetration, sie müssen Marktanteile gewinnen und das machen sie mit unterdurchschnittlichen Preisen so das möglichst viele Leute da hin wechseln. Man weiss ja aus der Banken Branche aber auch anderen Branchen, dass Kunden eher träge sind und nicht den Anbietern wechseln wenn sie mal da sind auch wenn dieser dann die Preise etwas aufschlägt oder es günstigere Angebote gibt. Das selbe ist ja auch in vielen anderen Branchen wie Krankekasse oder Telekom festzustellen. Devise ist also möglichst viele Kunden anlocken, in der Hoffnung das dann nacher genug bleiben damit das Business profitabel ist. Das ist im Prinzip eine übliche Strategie.

Naja das ist im Prinzip ja klar bzw. viele machen da auch kein Geheimnis draus.

Anbieter die von etablierten Banken sind haben durch die zusätzliche App kaum mehr Kosten da sie die Bank-Dienstleistungen im Prinzip zum Selbstkostenpreis beziehen können, ganz im Gegensatz zu Anbietern welche auf kommerzieller Basis auf Drittanbieter angewiesen sind. Diese wie z.B. Zak verwenden die Apps einfach um Jugendliche, Leute mit noch relativ wenig Einkommen anzulocken. Da das Angebot relativ spärlich ist stösst man immer wieder an Grenzen und dann wird einem dann an der Hotline die regulären Produkte empfohlen. Da viele den Brand ja schon kennen ist die Chance das sie bleiben grösser.

Bei Yuh ist es vermutlich ähnlich, wenn du dies oder das willst brauchst du eben dann doch noch ein SQ Depot oder ein PostFinance Konto das Upselling ist da einfach einfacher. Zudem hat Yuh schon zum Start das Abo-Modell angekündigt. Es wurde einfach auf unbestimmte Zeit verschoben. Aber ich bin ziemlich sicher dass das kommen wird früher oder später. Das Gratis Angebot dann immer mehr eingeschränkt wird und nur noch in den Abo Modellen verfügbar sind. Denke das ist einfach eine Frage der Zeit und da wird es dann viele Geben ja komm jetzt da wechseln habe keine Lust da bezahl ich halt die 5 CHF oder 10 CHF oder wieviel es dann sind im Monat.

Neon hat das Abo-Modell im Prinzip schon etabliert. Sie machen das sehr geschickt mit Salami Taktik. Im Moment ist man noch überhaupt nicht gezwungen eines der Abo Modelle zu wählen da praktisch alles in der gratis Version verhanden ist. Das ist denke ich auch strategisch so gewählt mal will erstmal möglichst viele Kunden anwerben und das Abo ist erstmal optional. Die Abos bieten eigentlich gegenüber Free keinerlei relevanten Vorteile. Karte gratis gegenüber einmalig 20 CHF fällt kaum ins Gewicht, Bankomaten-Bezüge sind eigentlich irrelevant geworden da Bargeld immer weniger Bedeutung hat und auch Bankomaten immer mehr verschwinden werden. Ich brauche vielleicht alle 3 Jahre mal einen Bankomat. Öko-Zeugs interessiert mich nicht und die Metal Version bietet jetzt auch nicht mehr Vorteile als andere Karten in dem Bereich.

Sprich, geschickterweise sind die Abos erstmal komplett optional aber man kann sie schonmal einführen ohne das Kunden sich dazu genötigt fühlen zu wechseln. Sprich, die Abos werden mal im Hinterkopf etabliert, die Kunden gewöhnen sich an deren Existenz. Irgendwann wird dann die Free Version nach und nach eingeschränkt. Statt nur die irrelevanten Funktionen in die Abos zu verlegen, verlegt man dann die relevanten Funktionen in die Abos in der Hoffnung das viele Kunden aufs Abo wechseln, weil die Free Version kaum mehr attraktiv ist. So vermute ich mal wird es da weitergehen. Und Neon ist da am anfälligsten im Vergleich zu den anderen Optionen da sie im Hintergrund auf einen Drittanbieter angewiesen sind der seine Dienstleistungen nie gratis anbieten wird.

Was vielleicht auch noch passieren könnte ist z.B. wie das Neon schon macht, die Jobs in Billiglohn-Länder verschieben, statt aus der Schweiz. Das machen zwar die grossen wie UBS auch. Aber da muss man sich dann halt schon fragen was dann noch der Sinn ist unbedingt einen Schweizer Anbieter zu wollen, wenn immer mehr der Belegschaft dann doch irgendwo anders sitzt bzw. das Produkt wo anders entwickelt wird.

Yapeal war da denke ich von Anfang an am transparentesten bzw. sie haben einfach geradeaus gesagt, Leute eine solche Dienstleistung wird es nie gratis geben. Mit dem Standard Account kann man praktisch nichts machen und wenn man E-Bill etc. will oder Geld abheben, dann bezahlst du ein Abo. Marketing technisch war das denke ich weniger geschickt da die meisten Kunden zu den anderen Anbieter gingen, aber wenigstens war es ehrlicher bzw. transparenter.

Was für mich klar ist dass es, je mehr Anbieter ist geben wird, desto stärker wird der Druck. Viele Preismodelle sind aber zur Zeit denke ich nicht nachhaltig und die Chance das Dinge teurer werden und Abo Modelle etc. kommen bzw. verstärkt erzwungen werden in dem das man wichtige Features wie z.B. E-Bill oder so nur noch mit Abo nutzen kann. Kann auch gut sein das die einen oder anderen Anbieter wieder vom Markt verschwunden weil sie sich finanziell nicht halten können, oder sie werden aufgekauft, die Gründer machen einen guten Deal und der Anbieter verschwindet so. Zum Beispiel rein hypothethisches Szenario:

Anbieter mit grösseren Organisationen im Hintergrund in der Eigentümerschaft erhöhen die Preise und führen Abos ein. Die kleineren die keine grössere Banken oder so in der Eigentümerschaft haben versuchen preislich zu unterbieten was aber längerfristig nicht geht. Irgendwann kommt dann das erlösende Kaufangebot und der kleinere Anbieter wird vom anderen mit Bank im Hintergrund gekauft, die Gründer machen einen guten Deal und das Angebot verschwindet zugunsten des eigenen, teureren Angebots vom Markt.