Ich möchte hier kein grosses Fass aufmachen, sondern nur wenige präzise Fragen stellen:
a) glaubt ihr an die Gefahr des Great taking?
b) Manche gehen deswegen aus ETFs raus und investieren stattdessen in Einzelaktien und bestehen auf die Namensaktienregistrierung. Haltet ihr das für einen klugen Weg, sofern ihr a) glaubt?
c) Manche achten nur darauf, dass die ETFs nur physisch replizieren und keine Wertpapierleihe machen. Bringt das irgendwas?
Mir geht es hier also nicht darum, was ihr von einem “great taking “ hält, sondern welche Gegenmassnahmen da überhaupt Sinn machen würden.
a.) Ich denke das Buch bringt sicherlich einige problematische Punkte auf, aber im Grossen und Ganzen halte ich es für ein zugespitztes und übertriebenes Narrativ. Viele Sachen sind auch einfach nicht korrekt. Man sollte aber stets achtsam sein.
b.) Selbst wenn, würde das nicht viel bringen. Einzelaktien unterliegen den selben Problemen wie ETFs und ein Namensaktienregistereintrag ändert nichts an den Besitzverhältnissen. Wertpapiere gehören einem so oder so (bei einem normalen Anbieter) und sind nicht Teil der Konkursmasse egal ob ein Eintrag im Aktienregister vorhanden ist oder nicht.
c.) Das bringt sicherlich etwas aber nur minimal. Wertpapierleihe ist i.d.R. beschränkt und damit allfällige Verluste minimal. In den meisten Juristiktionen darf die Bank nicht einfach dein ganzes Portfolio verleihen und schon gar nicht an eine einzige Partei. Physische Replikation ist zwar hilfreich aber auch mit höheren Kosten verbunden. Wenn man UCITS ETFs nimmt ist das Verlustrisiko durch Swap Kontrahenden auf 10% beschränkt (durch die limitierte Exposure) aber durch die hinterlegten Collaterals in der Regel deutlich kleiner. Ich hätte also bei UCITS auch kein Problem mit synthetischen ETFs wenn man dadurch etwas Kosten spart.
Ich denke insbesondere:
Auf Anbieter mit Lokation Europa oder Schweiz setzen
Auf bekannte, etablierte, seriöse Anbieter setzen mit gutem Ruf
Auf bekannte, etablierte, seriöse Produkte setzen mit gutem Ruf
Keine neue, unbekannte, oder no-name Anbieter die man irgendwo im Internet aufgegriffen und noch nie etwas davon gehört hat
Hohe Skepsis bei Billig-Anbietern auch wenn sie bekannt sind oder grössere Firmen im Hintergrund haben. Da wird oft viel gemacht um Kosten zu sparen.
Ist es so? Das ist die Stelle an der ich grüble. Es scheint wirklich so, dass in den 0er Jahren für die Vereinfachung des internationalen Clearings die Besitzverhältnisse geändert wurden. Früher war man de jure Anteilseigner, seit dem aber nur noch Anspruchsberechtigter. Man wurde also degradiert. Also so ähnlich das Bargeld, dass ich in der Hand habe, das ich dann ja besitze, aber sobald ich es zur Bank bringe, dann nur noch einen Titel, eine Forderung an die Bank habe.
Wenn dann das gewisse Etwas auf den Ventilator trifft, dann wäre Besitz einem Anspruchstitel vorzuziehen.
Nein man wurde/wird im Normalfall nicht degradiert, mind. nicht bei lizensierten und geprüften Brokern dürfte dies nicht der Fall sein (Konto-Vertrag kontrollieren).
IBKR nutzt typischerweise eine Sammelverwahrung (Omnibus Account) wobei der Kunde/Käufer von Wertschriften dann logischerweise rechtlich einen Mitanteil als Besitzer hat. Dies ist international in dieser Form üblich und nichts aussergewöhnliches.
Man sollte sicherstellen dass z.B. IBKR (was sicher so sein dürfte) korrekt die Besitztitel verbucht hat und damit die Wertpapiere separat als Eigentum geschützt sind im Konkursfall. Man kann bei IBKR ein Confirmation of Custody anfordern oder alternativ nach dem Verwahrstatus der Titel nachfragen.
In dem IBKR-Konto unter Reports>Statements>Activity:
den Activity Statement herunterladen
Prüfen unter Positions und Security Details, ob die Titel korrekt aufgeführt sind.
Oder auch den IBKR-Support explizit fragen, ob deine/meine Titel segregiert verwahrt werden und bei welcher Verwahrstelle sie liegen.
Ist dies der Fall, dann sind die eigenen Titel gegen Konkurs geschützt egal ob einzeln im Konto oder in einer Sammelstelle gebucht.