Säule 3a und freie Vorsorge (ETF) bei kleinem Sparbetrag

Hallo zusammen

Es freut mich, neu Mitglied dieses Forums zu sein. Kurz zu mir, ich bin Mitte 20ig, wohne im Kt. AG und bin normal Angestellter (ohne höhere Berufsbildung).

Bis jetzt verfüge ich lediglich über ein Viac Konto (Global 80 / CS). Nach Jahren des hin und her überlegen, bei welchem Anbieter ich weiter investieren möchte, ist für mich klar, dass ich endlich auch handeln muss.

Folgendes habe ich vor:

  1. noch dieses Jahr ein zweites 3a Konto mit Aktienanteil 80-99% (weltweit) eröffnen. Einzahlungen CHF 180-300 monatlich + Ende Jahr ggf. noch etwas zusätzlich.

Folgende Möglichkeiten sehe ich:

  • zweites Viac Konto
  • Findpension
  • True Wealth

True Wealth 3a gibt es offenbar keine Verwaltungsgebühr. Gibt es klare Nachteile im Vergleich zu Viac? Funktionieren beide Anbieter ähnlich? Kann man das automatische erstellen mehrerer 3a Konten dort verhindern, wenn man bereits andernorts Konten hat?

  1. Möchte ich ab Januar 24 auch im „freien Vermögen“ investieren. Dies möglichst monatlich, günstig und einfach in einen ETF (z.B. Vanguard FTSE All-World). Monatlich ca. CHF 150.- bis 200.- + ev. gelegentlich weitere übrige Beträge (bis max. 1k pro Transaktion).

Habe hierzu Neon Invest favorisiert. Spricht etwas dagegen oder würdet ihr einen anderen Anbieter für meine Zwecke empfehlen?

Was mich an Viac ein wenig stört ist, dass ständig Anteile gekauft und verkauft werden. Ich würde es bevorzugen, einfach nur in 1-3 ETFs zu investieren und diese zu halten. Im 3a Bereich scheinen aber fast alle dieser Anbieter so zu funktionieren oder liege ich da falsch?

Besteht eigentlich ein Nachteil darin, dass ich dazumal bei Viac die CS als Fondanbieter gewählt habe?

Ich danke bereits für jeden Tipp.

Viele Grüsse

Bei finpension kannst du das Rebalancing deaktivieren. Beachte aber, dass bei finpension immer alles investiert sein muss, du kannst nicht bspw. 40% in Cash halten. Überweise also nur das, was du effektiv investieren willst. Du kannst dir dann ein simples Portfolio zusammenstellen, 1 Indexfonds Welt ohne Schweiz, 1 Indexfonds Schweiz und ggf. noch 1 Indexfonds Schwellenländer.

Bei kleinen, monatlichen Beträgen fährst du mit Neon oder Yuh günstiger als z. B. mit Swissquote. Der FTSE All World ist sicher eine gute Wahl, um möglichst breit diversifiziert in Aktien unterwegs zu sein. Mit Yuh kannst du automatisch regelmässig in einen ETF investieren, bei Neon kommt so ein Sparplan erst noch.

Allgemein: ich weiss nicht, inwiefern du dich auskennst mit Aktien. Zahle zuerst alle Schulden ab, solltest du welche haben. Und spar dir ein Notfallbetrag von 3-6 Monatslöhnen in Cash an, den du nicht anlangst. Erst dann würd ich mit investieren beginnen, aber lege kein Geld an, auf das du nicht mind. 10-15 Jahre verzichten kannst.

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Ich finde es gut das du beschlossen hast in diesem Bereich etwas zu tun und auch das du dich selbstständig schon etwas informiert hast. Grundsätzlich würde ich sagen die Richtung stimmt und vieles wurde ja bereits erwähnt, ich würde die Prioritäten auch in etwa wie folgt sehen und erst auf die nächste Stufe übergehen wenn die vorherigen Stufen erreicht sind:

1.) Alle Schulden abzahlen, d.h. kein Leasing, keine Kredite, keine auf Raten bezahlte Produkte, keine offenen Rechnungen, sonst keine Schulden, etc.
2.) Notfallkonto welches nicht angerührt werden darf ausser im Notfall mit 3-6 Monatslöhnen in Cash. Je nach dem was dein Lebensstil ist und was für Verpflichtungen du hast und was dein Sicherheitsbedürfnis ist.
3.) 3. Säule auffüllen. Je nach Einkommen und Kanton sparst du damit auch gut an Steuern und sicherst deine Vorsorge. Finde hier auch Finpension am besten und ehrlichgesagt würde ich alles bei einem Anbieter haben und nicht überall an verschiedenen Orten Konten eröffnen, dass macht die Administration für dich unnötig mühsam und allenfalls für deine Nachkommen ebenfalls mühsam wenn sie an 20 Orten das Geld zusammensuchen müssen. Du kannst bei Finpension mehrere Konten eröffnen und alles in einer App verwalten und pro Konto eine unterschiedliche Strategie erstellen. Das Rebelancing kannst du wie schon erwähnt wurde abstellen und auch diene eigene einfache Strategie zusammenstellen. VIAC Gelder lassen sich einfach nach Finpension transferieren.
4.) Für den FTSE All World ist Neon im Moment sicher einer der besten Anbieter für die Grösse der Beträge. Beachte allenfalls ob es Mindestgebühren gibt. Einige Anbieter haben das und dann lohnt es sich ggf. erst ab einem Betrag von 200 CHF zu investieren aber dann könntest du das dann einfach machen sobald 200 CHF ready sind.

Nein die werden entweder so weitergeführt oder von der UBS übernommen oder ausgetauscht, das sollte für dich aber relativ unproblematisch sein.

Natürlich ist es immer auch wichtig das man versucht die Sparrate zu erhöhen, einerseits durch Ausgaben kontrollieren aber andererseits auch das Einkommen stetig zu verbessern.

Zum Beispiel hier könntest du dir überlegeben und das würde ich auch unbedingt empfehlen mind. einen Tertiärabschluss zu machen wenn du nicht studieren willst oder das für deinen Beruf keinen Sinn macht. Der Fachkräftemangel ist zwar in einigen Sektoren oder auch gewissen hochspezialisierten Berufe Realität, wird aber auch von sehr vielen Firmen bei normalen Jobs als Aussrede missbraucht um ungehindert billige Arbeitskräfte aus der EU in die Schweiz zu holen. Und ja jemand der frisch aus der EU kommt arbeitet da gut und gerne mal für 1-2000 CHF weniger als du im Monat macht aber den gleichen Job wie du. Alleine seit dem Jahr 2000 sind wir 1’500’000 Leute mehr in der Schweiz und in den letzen 80 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl gar verdoppelt.

Gute Ausbildung ist also enorm wichtig um hier längerfristig standhalten zu können. Je mehr Konkurrenz desto schwieriger wird es ohne Tertiärabschluss, gerade wenn halt die HR Angestellte in Polen 20 Dossiers hat 10 davon ungefähr gleich viel Erfahrungen haben und von den 10 dann 9 einen Master Abschluss haben und 1er nicht was glaubst du wen die HR Angestellte in Polen einladen wird? Viele Leute werden dir sagen das sei nicht wichtig aber glaub mir, es ist wichtig und jeder der etwas anderes sagt hat da ggf. eigene Interessen bzw. das eigene Überleben im Hinterkopf.

Bei Handwerkern kann man sich dumm und dämlich verdienen mit einer eigenen Firma. Warum für jemand anders arbeiten für einen Minimallohn wenn du selbst eine goldige Nase verdienen kannst und stattdessen andere für einen Minimallohn für dich arbeiten lassen kannst. Es gibt viele Wege mehr zu verdienen. Das ist eigentlich fast noch wichtiger bzw. einfacher als immer noch mehr zu sparen überall.

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Vielen Dank an assemblyrequired und AlephOne für die schnellen und sehr ausführlichen Antworten.

Schulden: (schon lange) keine vorhanden

Rechnungen: Wird alles was geht jährlich im Voraus bezahlt (KK, Autoversicherung, Mobileabo, Steuer direkt nach Erhalt, etc.)

Notgroschen: Habe ich separates Sparkonto mit gutem Zins und ca. drei Gehältern. Überweise aber weiterhin kleine monatliche Raten darauf, um dies noch auszubauen.

Erfahrungen mit Aktien habe ich nicht grossartig, kenne aber die üblichen Finanzprodukte etc. Kurze Zeit war ich mal bei der Post in Einzeltitel investiert, die Gebühren dezimierten jeglichen Gewinn und eine vernünftige Diversifikation war bei meinen Beträgen nicht zu erreichen.

Beruf / Weiterbildung: Ja, ich möchte definitiv noch mind. einen eidg. Fachausweis oder HF absolvieren. Dies ist auch der Grund, warum ich mich nicht getraue, viel Geld in die 3a einzuzahlen, dass ich dann allenfalls dafür benötige. Momentan ist aber meine Partnerin gerade in der Weiterbildung mit sehr geringem Einkommen, wodurch wir (mit 1x gemeinsamen Kind) auf mein Einkommen angewiesen sind.
Gleichzeitig ist mir bewusst, dass die 3a-Renditen durch die gut 35-40 Jahre Anlagehorizont später nur schwer wieder einzuholen sind. Die Steuerersparnis liegt bei mir persönlich (vermutlich bedingt durch Elterntarif und Wohnort) bei ca. 7-11% des in 3a einbezahlten Betrags, was jetzt nicht der Wahnsinn ist. Gleichzeitig nehme ich an, spare ich dafür nochmals beim Wehrpflichtsersatz (glaube da wird 3a ebenfalls berücksichtigt).

Betreffend nur Geld investieren, dass ich mind. 10 Jahre nicht benötige:
Zu diesem Punkt habe ich mir schon oft Gedanken gemacht. Wann ist genug Reserve da und wieviel Geld benötige ich wirklich nicht? Das hat mich lange gehindert wieder zu investieren. Läuft alles gut und weiter wie bisher, kann ich gut 200-350.- pro Monat in einen ETF stecken und auch einen Taucher verkraften. Verliere ich allerdings längerfristig meinen Job, gleichzeitig meine super günstige Wohnung, dazu geht mein Auto kaputt, habe Weiterbildungsbedingt Semestergebühren zu begleichen, müsste auch noch für 10K zum Zahnarzt und im selben Moment ist die Börse auf Talfahrt, hätte ich wohl in der Kombination ein grösseres Problem (und auch der Notgroschen wäre schnell aufgebraucht). Die Frage ist nun, ob ich aufgrund dieser Möglichkeit generell nicht investieren sollte und dann als Rentner garantiert verarme.

Ist es dann aus eurer Sicht überhaupt sinnvoll, das Rebelancing zu deaktivieren?

Neon nimmt auf ETF nur 0.5% Ausgabegebühr ohne Mindestbetrag. Yuh 0.5% (mind. 1.-) sowie auf den Vanguard kommen noch 0.95% Währungswechsel. Deshalb tendiere ich zu Neon.

Vielen Dank & einen schönen Tag

Ich nutze Degiro, muss man halt manuell investieren aber überweisen kann man als Dauerauftrag. Mir gefällt das UI, ich denke fast so sicher wie schweizer Bank und halt kaum Gebühren.
Wenn du auf das auto angewiesen bist musst du ein spezielles konto für die amortisarion / neuerwerb führen ( neupreis durch 100 monate evtl.) sonst belügst dich nur selbst.

Naja das kommt auf das Sicherheitsbedürfnis eines jeden einzelnen drauf an. Ich finde den Ansatz von 3-6 Monatslöhnen als Reserve in Ordnung. Bei tieferem Einkommen eher am oberen Ende, bei hohem Einkommen eher am unteren Ende.

Mehr ist oftmals nicht wirklich sinnvoll oder rational, denn das alles gleichzeitig schief geht ist sehr unrealistisch.

Also erstens hast du wohl ziemlich sicher 3 Monate Kündigungsfrist, je nach Position auch mehr. Ausser du hast erst grad in der Firma neu angefangen. Wenn dir gekündigt wirst, weisst du schonmal dass du in der Zeit alle unnötigen Ausgaben streichen musst und auf Notbetrieb umstellen kannst. Du erhälst dann in der ganzen Zeit noch mind. 3 Monatslöhne. Da kannst du notfalls auch die Investments vorübergehend einstellen falls nötig. Das gibt dir schon mal einen sehr grossen Buffer. Und selbst wenn du keinen neuen Job gefunden hast, kriegst du dann 70-80% des Lohnes von der ALV ausbezahlt für 2 Jahre. Das sollte bei gutem Ausbildungsstand jedem reichen einen neuen Job zu finden.

So einfach verliert man in der Schweiz nicht einfach eine Wohnung und wenn dann hast du auch da eine relativ lange Kündigungsfrist.

Muss man sich überlegen ob man im Notfall wirklich ein Auto braucht. Ich könnte im Notfall gut vorübergehend ohne leben auch wenn ich eher ländlich wohne. Laden gibt es im schlimmsten Fall auch im Dorf und mit dem Bus/Zug kommt man auch irgendwo hin wenn auch mühsamer. Ansonsten temporär einen Roller oder halt ein Billig-Auto für 3000 CHF oder so kaufen. Wenn man dann wieder im Normalbetrieb kann man das dann immer noch wieder verkaufen und ein besseres Auto kaufen. Das sollte mit dem Notgroschen bezahlbar sein, genau so wie auch 10K Zahnarzt Kosten. Und eben es fällt ja nicht alles gleichzeitig an. 2-3 Sachen gleichzeitig ist zwar immer noch unrealistisch aber sollte mit all den Sachen Kündigungsfristen, Einstellung Investments temporär, Notgroschen, etc. bezahlbar sein. Ich würde da nicht nochmals zusätzlich zum Notgroschen noch für dies und das nochmals separate Konten anlegen. Ich habe nur ein einziges separates Konto für geplante hohe Ausgaben (z.B. Steuern, Jahresrechnung Krankenkasse, ÖV-Abo, Jahresabos Hobbies, 3a, etc.) alles andere wird vom Standardkonto bezahlt.

Das sollte keine Rolle spielen, auf die Investments solltest du nie zurückgreifen müssen auch im Notfall nicht. Und selbst wenn alle Stricke reissen und du wirklich die Investments verkaufen musst und die Börsen auf Talfahrt sind, dann ist die Volatilität i.d.R. nicht so hoch dass praktisch alles auf 0 geht. Vielleicht bist du dann 20-30% im Minus aber hast immer noch einen soliden Betrag.

Ein weiterer Trick wäre z.B. Kreditkarten. Sollte alles oben nicht ausreichen könntest du z.B. Essen und so weiter über Kreditkarten kaufen. Das mach ich sowieso wegen den Punkten aber bezahle jeden Monat die volle Rechnung. Das könnte man im Notfall auch anders machen und nur das Minimum abzahlen. Das ist zwar blöd aber in Notfällen wenn wirklich alles zusammen kommt, besser als Investments verkaufen. Wieder im Normalbetrieb das dann zuerst abzahlen und den Notgroschen wieder aufbauen und erst dann wieder investieren.

Naja Semestergebühren Uni/FH sind ja praktisch gratis in der Schweiz, HF wird z.T. vom Staat ja noch subventioniert und dann auch sehr günstig. Bei höheren Kosten würde ich bevor ich die Ausbildung starte den Gesamtbetrag auf das Konto für geplante hohe Ausgaben schieben und das dann davon bezahlen, so musst du darüber nicht mehr nachdenken und die Ausbildung ist im Prinzip schon bezahlt. Wenn man wählen kann, im Voraus bezahlen alles.

Das wäre keine rationale Entscheidung aber wenn dir dabei sehr unwohl ist und du dabei nicht mehr schlafen kannst dann ja musst du dir vielleicht wirklich überlegen ob Investments wirklich was für dich sind. Die meisten Leute investieren wohl nichts, das Forum hier ist wohl eher eine Ausnahme.

In der Schweiz ist bisher noch niemand verarmt und verhungert. Wenn man kein Geld mehr hat dann kriegt man einfach alles vom Staat bezahlt. Die Sozialsysteme sind so (übertrieben) gut ausgebaut und grosszügig, dass es leider immer mehr Leute in der Schweiz hat die das ausnutzen und gratis ein Schmarotzerleben führen ohne einen Finger zu krümmen und sich durchfüttern lassen. Da würd ich mir als Otto-Normalbürger absolut keine Gedanken darüber machen bzgl. verarmen oder verhungern. Das wird definitiv nicht passieren.

Nichts desto trotz hättest du natürlich mit Investments bessere Chancen auf eine bessere Rendite, aber eben, man sollte sich nicht unwohl fühlen dabei.

Macht denke ich Sinn.

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