Guten Tag zusammen! Was für Vorteile oder Nachteile gibt es denn eigentlich sich die Pensionskasse auszuzahlen wenn man 100% in die Selbstständigkeit wechseln würde? Mir persönlich würde es zusätzliche Sicherheit geben für die erste Zeit als Vollzeit-Unternehmer wenn ich diese auszahlen lasse - Längerfristig würde ich es so einschätzen, dass die deutlich höhere Rendite aus der Selbstständigkeit die Pensionskasse allemal ausgleichen kann (durch stetiges investieren im Aktienmarkt). Wie seht ihr das? Ist es denn so üblich, dass man die Pensionskasse auszahlt wenn man 100% in die Selbstständigkeit wechselt? Wäre natürlich auch sehr froh um Erfahrungswerte von Unternehmern die schon länger ein eigenes Business führen (und wie da bezüglich Pensionskasse vorgegangen wurde).
Die Vorteile halten sich in Grenzen, das Kapital steht zur Verfügung, sofortige Kapitalleistungssteuer wird fällig, welche aus freiem Vermögen beglichen werden muss.
Wichtig: Nach dem Anmelden deiner selbstständigen Erwerbstätigkeit bei der Ausgleichskasse hast du ein Jahr Zeit, um die Vorsorgegelder diesbezüglich zu beziehen.
Die Nachteile können gravierend ausfallen.
Wie du erwähnst hast, möchtest du als Vollzeit-Unternehmerin durchstarten. Vorne weg, Gratulation zu diesem Schritt. Demnach hast du auch keine obligatorische berufliche Vorsorge.
(BVG oder Pensionskasse) mehr.
Dir fehlen somit die Risikoleistungen und das Äufnen der Altersgutschriften für das Alter.
keine Leistung bei Erwerbsunfähigkeit/Tod durch Krankheit
keine Leistung bei Erwerbsunfähigkeit/Tod durch Unfall
keine obligatorischen Altersgutschriften mehr und deren fehlende Verzinsung
In diesem Sinne ist es in deinem Interesse, diese fehlenden Risikoleistungen abzudecken und die fehlenden Altersgutschriften in Eigenverantwortung wider zu äufnen. (Gut möglich, dass sich diesbezüglich dein Vorhaben besser eignet als das Vorgehen deiner aktuellen Pensionskasse)
Als Einzelfirma hast du das grosse Privileg, diese beiden Komponenten über einen freiwilligen Anschluss an eine Pensionskasse oder im Rahmen der grossen Säule 3a zu erledigen. Womit du besser fahren würdest, wäre sinnvoll, dies detailliert prüfen zu lassen. Insbesondere auch die steuerlichen Aspekte bei der grossen Säule 3a.
Als Vorgehen zur Aufnahme einer selbstständigen Erwerbstätigkeit ist der Vorbezug aus der Pensionskasse gängige Praxis. Nach Bezug ist dieses Vermögen jedoch nicht mehr Konkursgeschützt. Da du als Einzelfirma so oder so zu 100% mit dem Privatvermögen haftbar bist, sind rechtliche Folgen diesbezüglich ebenfalls gründlich zu prüfen.
Als ein wichtiger Punkt gilt es ebenfalls, die AHV-Beiträge richtig und pünktlich abzurechnen, da ansonsten Verzugskosten und Verzugszinsen folgen können und werden.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Start-up und bei Fragen feel free.
LG Kyu
Es gibt auch die Möglichkeit dein Kapital aus der 2. Säule bei einer Freizügigkeitsstiftung wie finpension oder Viac in den Aktienmarkt zu investieren.
Da Vermögen und Dividenden in der 2. Säule während der Anlagedauer steuerfrei sind, würde ich nur so viel aus der 2. Säule beziehen wie du wirklich (maximal) brauchst und den Rest bei finpension oder Viac investieren. Der bereits angesprochene Konkursschutz ist ein weiterer Vorteil.
Ich hatte keine 2. Säule als ich meine Einzelfirma gegründet habe und daher war das für mich keine Option. Aber ich zahle jedes Jahr den Maximalbetrag bei Viac in die ‚grosse‘ 3. Säule ein (20% des AHV-Nettoeinkommens, begrenzt auf CHF 35’280).
Deine Idee ist ganz interessant, jedoch nicht auf diesem Wege umsetzbar.
Für ein Vorbezug für eine selbstständige Erwerbstätigkeit muss das ganze Pensionskassengeld bezogen werden, egal wie viel davon effektiv benötigt wird.
Die Steuerlast fällt somit deutlich höher aus, als wenn nur ein kleiner Teil effektiv benötigt wird.
@ paschcua
Es gibt jedoch den Trick 77.
Überweisung des Altersguthabens auf maximal zwei Freizügigkeitseinrichtungen.
Dies ist möglich, wenn ein Vorbezug machbar ist. Das Splitting ist aufgrund Diversifikationsgründen laut Gesetzgeber zurückzuführen. Somit hast du also die Möglichkeit z.B. 30% von deinem ehemaligen Altersguthaben bzw. jetzt Freizügigkeitsguthaben zu beziehen, welches du effektiv versteuerst und auch benötigst. Die restlichen 70% kannst du in einer Freizügigkeitseinrichtung parkiert lassen, welche eine aktienbasierte Anlagestrategie zulassen. Z.b. finpension.
Zur Sicherheit möchte ich nochmals kurz erwähnen, dass eine Vorbezug von Vorsorgegeldern nur für eine Selbständigkeit im Haupterwerb möglich ist.
Der Vorteil ist natürlich bei der Auszahlung dass du damit dein Geld in Sicherheit bringst. Die 2. Säule ist die momentan am stärksten durch Politiker bedrohte Einrichtung, da es hier seitens der linken Parteien Bemühungen gibt bei der 2. Säule ebenfalls Umlageverfahren, Umverteilung, etc. auszubauen. Ebenfalls will man das wenn man Teilzeit arbeitet trotzdem gleich viel Rente erhält, völlig unlogisch und abstrus die Idee aber man weiss ja nie welche Politikunfälle da sonst noch passieren werden. Im schlimmsten Fall werden irgendwann alle ungefähr gleich viel erhalten egal wieviel du eingezahlt hast ähnlich wie bei der AHV. Daher ist es meines Erachtens immer besser wenn immer möglich die 2. Säule in Sicherheit zu bringen wenn man schon die Möglichkeit hat.
Der einzige Nachteil sehe ich darin, dass eben das ausbezahlte Vermögen dann im Falle eines Konkurses ebenfalls weg ist. Aber in dem Sinne würde ich eine Einzelfirma eigentlich sowieso nur dann wählen wenn der Konkurs praktisch ausgeschlossen ist, also nur dann wenn es ein sehr risikoarmes Geschäft ist, sprich du keine teureren Ladenmieten zahlen musst, keine teuren Geräte kaufen musst und auch nicht grosse Lager mit Produkten führen musst die dann ggf. nicht verkauft werden können. In allen Fällen wo eine gewisse Konkursgefahr droht würde ich auf gar keinen Fall eine Einzelfirma gründen, sondern eine Kapitalgesellschaft. Damit ist dieser „Nachteil“ in dem Sinne aufgehoben.
Die wegfallenden Versicherungen sehe ich überhaupt nicht als Problem da diese meines Erachtens völlig überflüssig sind. Man sollte einerseits so oder so genügend Geld auf der Seite haben für schlechtere Zeiten, dass man auch mal etwas überbrücken kann. Für Tod sollte auch der andere Partner arbeiten und genügend Reserven haben so dass das nicht relevant ist. Für Erwerbsunfähigkeit hast du die nötigen Versicherungen bereits mit deinen Steuern bezahlt, es gibt IV, Ergänzungsleistungen, Sozialhilfe und keine Ahnung was alles wenn das nicht reicht. Es ist in der Schweiz noch niemand auf der Strasse verhungert und es wird dir so oder so geholfen. Also völlig unnötig da noch weitere Gelder in irgendwelche Versicherungen zu stecken. Wie gesagt für Überbrückungen oder ggf. einmaligen Anschaffungen sollte man selbst gewisse Reserven haben.
Freiwillig einer PK anschliessen würde ich mich auf gar keinen Fall aus oben genannten Gründen sondern lieber mehr in die 3. Säule einzahlen wo die Gelder noch einigermassen sicher sind, zumindest im Moment noch.
Als das würde ich die Gelder auf gar keinen Fall betrachten. Ich würde diese Gelder absolut gesondert betrachten und rein für die Altersvorsorge sehen und als das auch auf die Seite tun. Auf gar keinen Fall als Reserven für die Firma. Wenn es nicht läuft hast du so am Ende die ganze Altersvorsorge vernichtet und hast dann nichts mehr. Klar Sozialversicherungen gibt es immer aber trotzdem ist das extrem unschön wenn man im Alter überhaupt kein Kapital mehr hat.
Noch zum Thema Steuerlast beim Kapitalbezug, da kommt es natürlich drauf an wieviel da schon drin ist in der 2. Säule. Wenn man noch relativ jung ist und da noch keine mehrere Millionen drin hat dann kann es gut sein, dass die Steuerlast noch nicht allzu hoch ist. Dazu müsste man natürlich etwas mehr wissen oder du kannst im Internet eine entsprechende Tabelle konsultieren wo du dann siehst wieviel man im entsprechenden Kanton zahlen würde je nach Betrag.
Vielen lieben Dank für die aufschlussreichen Antworten. Wirklich sehr informativ und interessant.
Mein Business ist sehr risikoarm, ein Konkurs ist eher sehr unwahrscheinlich. Das „Problem“ ist eher, dass die Einzelfirma noch nicht den Gewinn abwirft welcher mir mein Hauptjob (Lohn) aktuell abwirft (wir reden hier von weniger als die Hälfte). Ich sehe aber, dass es funktioniert und ein deutlicher stetiger Trend nach oben zu erkennen ist wenn ich da weiter dran bleibe. Die Frage die sich mir halt stellt ist, wenn ich in den nächsten Monaten 100% in die Selbstständigkeit wechseln würde, gewinne ich enorm viel zusätzliche Energie/Zeit/Fokus für mein Business für den Rest vom Jahr, werde aber die ersten paar Monate ganz sicher noch von Reserven zehren müssen (daher der Gedanke sich die Pensionskasse als Sicherheit zu nehmen - ca. 130k sind da drin). Oder dann halt die Hälfte oder so davon, mit dem Trick 77 von Kyu… Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich mit dem vollen Fokus auf das Business bis Ende Jahr den Arbeitnehmer-Lohn pro Monat übersteigen würde.
Die 2. Option wäre, im Hauptjob zu „verharren“ bis Ende Jahr und weiter nebenberuflich Gas zu geben. Nachteil: Weniger Zeit fürs Business, kein richtiger Fokus, stetige innere Blockade/Zwiespalt.
Vielleicht noch als Zusatzinfo, ich bin Anfang 30, in der 3. Säule sind auch nochmals ca. 70k, am Kapitalmarkt ebenfalls ca. 80k.
Ganz verarmen würde ich wahrscheinlich nicht im Alter. Mein Gedanke war eher, dass ich dann stetig weiter in den Kapitalmarkt + die grosse 3a Säule investieren würde - Die finanziellen Möglichkeiten sind halt deutlich höher in der Selbstständigkeit, daher sehe ich den Hebel da longterm auch deutlich vielversprechender als in einem nach oben (finanziell) gedeckelten Arbeitnehmer-Verhältnis zu „verharren“ (plus natürlich all die Mindset technischen, positiven Auswirkungen / mehr Freiheit im Leben etc.).
Man sieht es gut beim Werdegang von Thomas. Er hatte damals sicherlich auch ein gewisses Risiko auf sich genommen, als er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Er war natürlich noch deutlich jünger und hat keine Pensionskasse gehabt in diesem Alter. Aber ich denke er macht seine Altersvorsorge heute soviel ich auf seinem Kanal gesehen habe ausschliesslich über die 3. Säule + Kapitalmarkt.
Mal schauen in welche Richtung es gehen wird, auf jeden Fall, vielen Dank nochmals für die tollen Antworten, das hat mir diesbezüglich schon mal sehr weitergeholfen.
Riskioarm und Konkurs unwarscheindlich hört sich erstmal nicht schlecht an.
Meinerer Meinung ist eine Einzelfirma, nicht mehr ganz Zeitgemäss wenn mann davon Leben will, jedoch ist dies jedem selber überlassen ob Prviatvermögen = Firmenvermögen zum Anfangen sicher keine Schlechte möglichkeit.
Ich kenne deine Situation nur zu gut, Hauptjob der gut Kohlebringt jedoch nicht wirklich spass macht weills nicht seine eigene Firma ist. Neben bei noch Vollblut Selbständig, wer kennt es nicht?
Umvon den Vorteilen deine Einzelfirma zu Profitiren müsstes du deinen Angestelten Job Aufgeben oder in eine Dienstleistung umwandeln, das dein Haupteinkommen aus der Firma kommt.
Ich persöndlich hab mich bis jetzt mit meinem Gewähltenweg welcher deiner Option 2 änelt nicht Bereut.
Absolut sind die Chancen und die Risiken massiv höher.
Für mich ist Thomas nicht wirklich ein guter Gradmesser, seine Leistung ist jedoch absolut Hervoragend.
Für meinen Geschmack zu viel dafür aufgegeben als „Influencer“
Schau dir doch mal das Konstruckt von Thomas an:
Media GmbH ist er „Angestelteter und Geselschafter“
Enterprise AG ist er „VR und Geschäftführer“
Group GmbH ist er „Geselschafter“
Begonnen hat er sicher auch aus dem Kinderzimmer mit einer Einzelhandelsfirma wie die meisten, jedoch Selbstädnikeit nach dem 25 Lebensjahr mit der Absicht davon zu Leben für mich eine GmbH.
Meine Fokus berut nicht nur auf der Vorsorge sondern Gesamthaft gesehn.
Möglieckeiten welche du hast mehr Zeit für deine Firma zu haben und noch Angestelte zu bleiben:
Gleitzeit, Überarbeitzeit und Ferien abbauen
Unbezahlt und/oder Ferienkaufen
Beschäftigungsgradanpassen (Teilzeit)
Jedoch muss ich sagen für einen Begrenzten Zeitraum war ich für unsere Firma, troz 100% Job und 40% Studium noch viel da. Am Abend, in der Nacht, Morgenfrüh und am Wochenende nicht weill ich musste sonder weill ich wollte.