Hypothek, Amortisation, Säule 3a

Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei, meine Hypotheken- und Amortisationsstrategie zu überdenken und hoffe auf eure Meinungen. Wir haben vor kurzem ein Haus gekauft und zur Risikostreuung zwei Festhypotheken (5 und 7 Jahre) aufgenommen. Jetzt denke ich, dass vielleicht eine einzige Hypothek besser gewesen wäre, da ich nun stärker von der Bank abhängig bin.

Bei der Amortisation habe ich ursprünglich die indirekte Amortisation über die Säule 3a gewählt, um Steuern zu sparen. Mittlerweile würde ich jedoch lieber zur direkten Amortisation wechseln, um den vollen 3a-Betrag selbstständig, etwa in ETFs (z.B. VIAC Global 100), anzulegen. Mit einem Anlagehorizont von rund 37 Jahren würde ich gern auf langfristig hohe Aktienquoten setzen.

Ich bin mir nicht sicher, ob die indirekte Amortisation mit der Steuerersparnis vielleicht doch Vorteile bringt, die ich jetzt noch nicht voll einschätze. Was denkt ihr – war die Entscheidung für die indirekte Amortisation und die doppelte Hypothek sinnvoll, oder würdet ihr den Wechsel anstreben?

Eine Frage zur Hypothek habe ich auch: Anfangs war ich unsicher, ob wir den Hypothekarzins nicht besser bei einer Pensionskasse oder Versicherung abschließen sollten, weil die Konditionen oft günstiger waren. Letztlich haben wir uns aber doch für die Bank entschieden, da wir kaum Leute kennen, die ihre Hypothek bei einer Versicherung abgeschlossen haben.

Habt ihr hier Erfahrungen gemacht? War es sinnvoll, uns auf die Bank zu verlassen, oder bieten Versicherungen und Pensionskassen langfristig echte Vorteile?

Wie sieht eure Erfahrung aus bzgl Zinsanpassungsgespräch bei einer Bank aus? Falls die Zinsen während unsere Laufzeit stark fallen würden, würded ihr es anstreben das Gespräch zu suchen?

Freue mich auf eure Einschätzungen!

Liebe Grüsse

Ich würde generell nie eine indirekte Amortisation machen. Direkte Amortisation ist in der Regel besser gerade wenn du noch lange in die 3a einzahlen wirst und das Geld dort leigen lässt. Die hohen Produkt-/Depot-/Transaktionskosten bei der Bank, niedrigere Performance da keine 100% Aktien ETFs, im Vergleich zu Finpension oder ähnlichen Produkten stellen in der Regel die Steuervorteile in den Schatten. Es mag vielleicht wenige Konstellationen geben wo das nicht der Fall ist wenn du z.B. in einer Steuerhölle wohnst, es da im sehr hohe Beträge geht und auch die Schuldzinsen hoch genug sind damit sie steuerlich auch wirklich einen grossen Betrag ausmachen und ein extrem gutes und dennoch günstiges Angebot für 3a bei der Bank hast. Aber in der Regel ist das wohl nicht der Fall.

Zudem, wozu ein Haus/Wohnung überhaupt kaufen wenn man es nicht abzahlt? Dann kann man ja gerade so gut mieten und das Geld stattdessen in ein Aktien ETF Portfolio stecken wo es auch noch mehr Rendite abwirft als Immobilien. Indirekte Amortisation ist wohl für Leute gemacht die sich entscheiden müssten ob sie 3a nebst der Hypothek überhaupt noch einzahlen können. Aber da bin ich der Meinung wenn man sich eine Immobilie nur so knapp leisten kann dann kauft man sie am besten gar nicht erst.

Ich würde das generell bei der Bank machen. Versicherung wollen einem immer noch irgendwelches Zeugs im Versicherungsbereich unterjubeln und das ist mir höchst unsympathisch.

Wieso? Du hast für 5 bzw. 7 Jahre abgeschlossen da wird dir die Bank jetzt nicht einfach ein besseres Schnäppchen anbieten.

Ich würde generell nur SARON-Hypotheken abschlissen keine Festhypotheken. Langfristig fährt man damit praktisch immer besser. Die Banken schauen schon das sich die Zinsen bei Festhypotheken zu ihrem Vorteil drehen und das auch mit einer relativ guten Sicherheitsmarge, von daher sind Festhypotheken nicht wirklich attraktiv.

Wenn einem die Schwankungen bei SARON-Hypotheken stört kann ja fix von 3% Hypothek ausgehen und sich fix diesen Betrag auf ein separates Konto überweisen. Davon wird dann die Saron Hypothek bezahlt. Mit der Zeit wird man sich auf diesem Konto dann einen schönen zusätzlichen Betrag zusammengespart haben. Wenn der Betrag eine gewisse Grösse erreicht kann man diesen ja auch noch zusätzlich in risikoarme Produkte investieren und erhält eine zusätzliche Rendite. So sparst du nicht nur langfrisitg durch tiefere SARON Zinsen sondern kannst mit den dafür bereitgelegten Reserven nochmals eine zusätzliche kleine Rendite erwirtschaften. Sprich man gewinnt doppelt.

Vielen Dank für deine umfassende Antwort! Wollte noch bzgl. indirekte Amortisation vermerken, dass alle 5 Jahre eine Amortisation stattfindet (aus Säule 3a, „WEF“)
Was gegebenenfalls auch noch relevant zu wissen ist: Das Haus wird nächstes Jahr grosszügig renoviert, wodurch wir auf finanzielle Planbarkeit (so gut wie es geht) angewiesen sind.

WEF würde ich am besten gar nicht nutzen oder wenn dann BVG Gelder. 3a Gelder sind besser geschützt (vor dem Staat) als BVG Gelder.

Ja gut fix 3% auf die Seite legen ist ja extrem gut planbar oder? Ist ja ein statischer Betrag als hättest du eine 3% Festhypothek abgeschlossen. Du müsstest ja für die Tragbarkeit sowieso 5% zahlen können von daher sollten 3% ja kein Problem sein.

Hallo Moonchild,

Diese Fragestellung kam ähnlich schon mehrmals und wird immer sehr gut beantwortet, siehe Link am Ende.

Gesplittete Hypothek 5/7 Jahre: Erhöht die Abhängigkeit zur Bank. Aus meiner Erfahrung mache ich immer 3 Jahre und kann so die Finanzierung alle drei Jahre anpassen oder gleich lassen.

Kopplung mit anderen Produkten wie 3a, Lebensversicherung etc.: Reduziert Deine Felxibilität, macht Deine Situation nur komplizierter.

Hypothekaranbieter Versicherung, Pensionskasse vs. Bank: Habe ich sehr gute Erfahrung gemacht. Solange Du keine Kombi Produkte abschliesst. Banken haben eher einen höheren Zinsatz. Muss aber nicht sein. Aktuell ist die Migrosbank recht günstig.

Zinsatz verhandeln: Keine Chance während die Hypothek läuft. Du kannst die Hypothek auflösen und alle Zinsen bis zum Laufzeitende zahlen. Was anderes macht eine Bank nicht.

Wenn Du die Wohnung/ Haus verkaufst oder verkaufen musst, ist eine lang laufende Hypothek ein Nachteil der Dich viel Geld kosten kann (hast Du nicht vor denkst Du? Dinge können sich ändern!).

In der Schweiz gibt es einige Möglichkeiten bezüglich Hypothek, 3a, Pensionskasse. Wenn Du verheiratet bist seit ihr zu zweit d.h. höhere Beträge, mehr Möglichkeiten. Alles ändert sich: Dein Wissen, die gesetzlichen Grundlagen, Deine Bedürfnisse … es ist nur eine Frage der Zeit.

→ wenn Du das 5/7 Jahre Kombi noch ändern kannst würde ich das tun. Wenn nicht, dann in 5 Jahren eine 2 Jahres Hypo bei der selben Bank und in 7 Jahren mit einer einheitlichen Laufzeit weiterfahren. Die nächsten 7 Jahre können bezüglich Zinsen turbulent werden und aktuell sind die Zinsätze recht gut. Du hast genügend Zeit Dich schlau zu machen und in 7 Jahren die für Dich beste Entscheidung zu treffen.

Für mich schliesse ich daraus, dass Flexibilität das wichtigste ist um reagieren zu können.

siehe auch hier:

Vielen Dank für deine Antwort! Ich werde wenigstens versuchen, von indirekter zu direkter Amortisation zu wechseln. Wesshalb denkst du, dass die nächsten 7 Jahre es mit den Hypozinsen turbulent werden kann?

Liebe Grüsse

Alles dreht sich um das Schulden machen. Seit 15 Jahren wird behauptet, dass mehr Schulden von Staaten die Inflation in die Höhe treibt und der Goldpreis massiv steigen wird.

Die letzen 15 Jahre ist nix passiert. Die Inflation wurde durch Corona ausgelöst, Zinsen hoch, Inflation bekämpft, Zinsen wieder senken. Hier befinden wir uns gerade. → . ←

Gut möglich dass die Inflation nun doch wieder steigt. Oder Geld massiv entwertet wird. Der Goldpreis bewegt sich jedenfalls jetzt.

Tatsache ist, dass Staaten sehr viel Geld generieren und ausgeben. Aktuell gerade in Deutschland, wo der Bruch der Ampel sich um das Schuldenmachen dreht.

Die Nationalbanken senken die Zinsen zwar, jedoch steigen die langfristigen Zinsen.

Was sich wohin bewegt weiss ich nicht. Bezüglich Zinsen sieht es für mich so aus, dass das System aus der Balance geraten könnte (bzw,. müsste angesichts der Schulden Kurven) und in die eine oder andere Richtung ausschlägt.

Hello Moonchild, ich bin auch gerade im Hypotheken Prozess, bei mir aber für eine Neufinanzierung.

Frage: Musst du überhaupt Amortisieren wenn du die beiden Hypotheken zusammenlegen willst/kannst?

Ich habe mich dazu entschieden garnicht zu amortisieren und eine 1. Hypothek. bei 66.7% Belehnung laufen zu lassen. Der Hintergrund dazu ist dass es für mich viel mehr Sinn macht den Betrag für die Amortisierung (CHF 1000) monatlich zu investieren. Auf 30 Jahre (bis zu meiner Rente) gerechnet könnte ich mit dem Gewinn das Haus quasi komplett abzahlen. Wenn ich den Betrag Amortisiere senkt sich zwar der Hypozins über die Jahre etwas, ist aber unterm Strich kein Vergleich zu dem Zinseszins Gewinn bei einer Investition.

Gruss,
Markus