Ich plane eine Investitionsstrategie im Rahmen der Säule 3b, bei der ich mit einem Startkapital von 100’000 CHF beginne. Dabei möchte ich ein Darlehen in Höhe von 70 % dieses Kapitals aufnehmen (also 70’000 CHF) und diesen Betrag zusammen mit meinem ursprünglichen Kapital in renditeträchtige Anlagen investieren. Dies ergibt eine Gesamtinvestition von 170’000 CHF.
Ab dem zweiten Jahr beabsichtige ich, jährlich 70 % des erzielten Gewinns als neues Darlehen aufzunehmen und diesen Betrag erneut in dieselben oder ähnliche Anlagen zu reinvestieren. Mein Plan sieht vor, die erzielten Gewinne zuerst zu nutzen, um die Zinsen für das Darlehen zu begleichen. Den verbleibenden Gewinn würde ich dann reinvestieren, um das investierte Kapital Jahr für Jahr zu erhöhen. Dadurch soll die Gesamtrendite kontinuierlich wachsen, wobei ich den Hebeleffekt gezielt und kontrolliert einsetzen möchte.
Nun zu meinen Fragen:
Ist eine solche Strategie in der Schweiz rechtlich zulässig, insbesondere im Kontext der Säule 3b?
Welche steuerlichen und rechtlichen Aspekte muss ich dabei beachten?
Ist es möglich und sinnvoll, mehrere Darlehen aufzunehmen, um diese Strategie zu verfolgen?
Hat jemand von euch Erfahrungen mit einer solchen Hebelstrategie? Ist sie langfristig sinnvoll?
Besten Dank im Voraus für eure Rückmeldungen und Tipps!
Ich wüsste nicht, wieso das nicht legal sein sollte. Aber was ziemlich sicher der Fall sein wird ist dass du steuerlich als gewerblicher Wertschriftenhändler klassiert wirst und auf Kursgewinne Steuern zahlen musst.
Also ich kann zur Legalität etc. wenig sagen, aber ich halte diese Strategie insgesamt für relativ wenig sinnvoll.
Steuerlich wurde das Risiko bzgl. gewerblicher Wertschriftenhandel und der damit verbundenen Steuern ja schon erwähnt.
Und zudem, wo würdest du denn bei 100k die 70k Kredit aufnehmen und zu welchem Zinssatz?
Was wenn der dritte Weltkrieg ausbricht oder ein Atomkrieg startet und weltweit die Börsen in den Sturzflug gehen? Klar dann hat man im Moment andere Probleme aber da dann noch solche Kredite offen haben ist vermutlich nicht besonders angenehm. Zumal die Bank dann ja trotzdem die Kohle zurückhaben möchte.
Du hast recht, ein Börseneinbruch wäre ein grosses Risiko. Eine Idee wäre, einen Teil des Gewinns als Reserve auf die Seite zu legen, um die Zinsen in schwierigen Zeiten abzudecken. Was meinst du dazu? Könnte das die Risiken abfedern?
Danke für den Hinweis zur möglichen Einstufung als gewerblicher Wertschriftenhändler. Das werde ich auf jeden Fall mit einem Steuerberater abklären. Hast du vielleicht konkrete Erfahrungen damit? Und weisst du, ob es bestimmte Strategien gibt, um diese Einstufung zu umgehen?
Nachdem ich mir das Kreisschreiben der ESTV genauer angeschaut habe, frage ich mich, ob und wie man die dort genannten Kriterien für gewerbsmässigen Wertschriftenhandel umgehen kann. Gibt es Strategien, mit denen man die Punkte wie Haltedauer, Transaktionsvolumen, Fremdfinanzierung, und Einsatz von Derivaten so gestaltet, dass man weiterhin als privater Anleger eingestuft wird? Hat jemand Erfahrungen damit oder Tipps, wie man das praktisch umsetzen kann?
Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Ratschläge!
Die beste Strategie ist im Prinzip einfach die Kriterien einhalten. Einerseits dienen sie wohl dazu, privaten Anlegern nicht eine Kapitalgewinnersteuer aufdrücken zu müssen, andererseits wohl auch etwas das Verhalten von Privatanlegern zu lenken.
Zu viele Leuten lassen sich leider von irgendwelchem Schrott im Internet beinflussen, dann wollen sie selber Day Trader werden, machen für 99 Dollar einen Online Kurs um danach selbst Multimilliardär zu werden innert 30 Tagen wie die Leute die auf Youtube und Instagram mit teueren Lamborghinis und Luxusvillen das schnelle Geld versprechen (ohne dabei zu sagen dass sie die Villa nur für 1 Tag auf Airbnb gemietet haben und der Lambo auch nur für ein Insta Foto für 15 Minuten gemietet ist).
Viele Leute die solches Zeugs machen lungern am Schluss auf den Sozialämtern rum weil sie ihr ganzes Vermögen verzockt haben und zudem auch keiner jemanden anstellen will der in seinem CV Day Trader als Beschäftigung der letzten 2 Jahre angibt. Ich mein, wie bescheuert muss man sein damit man auf solchen Unsinn reinfällt und so jemand willst du nicht in der Firma haben.
Von daher, einfach Kriterien befolgen und man ist auf der sicheren Seite. Kein Steueramt sagt wohl was wenn man ab und zu mal ein Kriterium verletzt weil es Sinn gemacht hat. Aber wenn man es auf die Spitze treibt, ist man dann halt selbst Schuld. Nicht falsch verstehen ich bin kein Fan von solchen Steuern etc. aber manchmal muss man wohl die Leute (bzw. den Rest der Gesellschaft vor ihnen) schützen, da am Schluss sonst die Allgemeinheit für sie blächen muss. Mit einer Kartonschachtel-Politik wäre das nicht nötig und jeder könnte machen wie er will.
Danke für deine Antwort, du hast recht, die Kriterien einzuhalten ist wohl die beste Strategie, um auf der sicheren Seite zu bleiben. Meine Absicht ist jedoch nicht, in spekulative Day-Trading-Geschäfte einzusteigen oder schnelle Gewinne zu machen, wie man es oft in fragwürdigen Online-Kursen sieht.
Mein Ansatz ist eher konservativ: Ich möchte mein Kapital in stabile und renditestarke Anlagen investieren, die auch in schwierigen Zeiten den Zins für das Darlehen abdecken können. In Krisenzeiten plane ich, das Kapital strategisch umzuverteilen und in weniger volatile, sicherere Anlagen zu investieren, um das Risiko zu minimieren. Damit möchte ich sicherstellen, dass auch in solchen Phasen genügend Rendite erzielt wird, um die Zinszahlungen zu decken und darüber hinaus einen Gewinn zu erwirtschaften.
Den erwirtschafteten Gewinn würde ich dann nutzen, um neue Darlehen aufzunehmen und diese zusätzlich in das Portfolio zu reinvestieren. So soll der Hebeleffekt kontrolliert eingesetzt werden, um das investierte Kapital langfristig zu erhöhen, ohne unnötige Risiken einzugehen.
Ich verstehe den Punkt, dass es wichtig ist, die Kriterien zu respektieren, und werde mich auch entsprechend daran orientieren. Trotzdem denke ich, dass es Möglichkeiten gibt, den Hebel effektiv einzusetzen, ohne in den Bereich des gewerbsmässigen Wertschriftenhandels zu rutschen.
Ich sehe dort kein Problem. Illegal ist dies sicher nicht. Es spielt keine Rolle ob der Kontext hier Säule 3b ist oder du dies für etwas anderes machst, statt für die Vorsorge. Die Säule 3b (freie Vorsorge) hat keine strenge Richtlinien, da dieses Geld auch nicht steuerlich begünstigt wird (im Gegensatz zur Säule 3a, welches Zweckgebunden ist)
Wie schon erwähnt wurde von @assemblyrequire klassiert möglichweise die Steuerbehörde dich als gewerblicher Wertschriftenhändler ein und du musst für sämtliche Gewinne Einkommenssteuern bezahlen. Dies könnte jedoch davon abhängig sein, wie du dein Darlehen denn konkret erhällst.
Naja, ich erarchte Hebeln für wenig sinnvoll, da du für ein höheres eingegangenes Risiko nicht mehr entlöhnt wirst. Dein Darlehen kostet Geld (Zinsen) das deine (zwar gehebelte) Redite schmälert. Aber du gehst zusätzlich ein Risiko ein, im Worst Case verkaufen zu müssen (genau wenn die Börse einbricht). die Frage ist wie du dein Darlehen erhälst und welche Sicherheiten du stellen must.
3 Beispiele:
Durch Erhöhung einer Hypothek (falls du Immobilien besitzt)? Kenne jemand der das gemacht hat. Aber was passiert, wenn du dein Haus verkaufst und die Hypothek wieder auflösen musst. Genau dann must du an der Börse eventuell wieder verkaufen.
Bankendarlehen oder Lombardkredite. Dort musst du deine Aktien dann als Sicherheit hinterlegen und wenn der Wert unter dem Limit kommt (bei einem Börsencrash) musst du plötzlich alle Positionen auflösen und dann zurückzahlen. Kann passieren, jedoch ist dein Hebel noch übersichtlich (40%).
Eine Scheidung kann dir saftig einen Strich durch deine Stratgie machen. Wenn man die Hälfte des Vermögens abgeben muss. Dies ist schon schlimm genug bei ungehebelten Strategien verstärkt sich aber bei Hebeprodukte, wenn der Zeitpunkt in eine Börsenbaisse fällt.
Hier stellt sich die Frage, was machst du bei Verlustjahren? Zahlst du dann Darlehen zurück, damit die 40% wieder hergestellt werden? Wo nimmst du dann das Geld her?
Mein Plan sieht vor, die erzielten Gewinne zuerst zu nutzen, um die Zinsen für das Darlehen zu begleichen. Den verbleibenden Gewinn würde ich dann reinvestieren, um das investierte Kapital Jahr für Jahr zu erhöhen. Dadurch soll die Gesamtrendite kontinuierlich wachsen, wobei ich den Hebeleffekt gezielt und kontrolliert einsetzen möchte.
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Dies hört sich gut an. Leider schlägt das Pendel gerne zurück auf die andere Seite und die Frage ist dann wie du den Hebel abfangen kannst wenn aus einem negativen 15% Börsenjahr dann plötzlich -25% werden (Zinsen zahlst du ja auch + dein Hebel)? du wirst Jahre brauchen um dies wieder einzuholen.
Ich persönlich lasse die Hände von solchen Strategien. Lege einfach die 100’000 CHF langfristig gut an und bleibe bei kontinuerlichen weiteren Einzahlungen im Portfolio. Dies ganz ohne Stress, wenn die Börse mal für mehrere Jahre fallen sollte.
Genau das habe ich gemacht.
Ist den anderen Limiten/Lombards durch 2 Punkte überlegen:
Es gibt keinen besseren (tieferen) Zins als bei Hypos
Der Call der Bank droht nicht täglich. Meine Bank macht eine regelmäßige Re-evaluierung meiner Hütte alle 10 Jahre. Es gibt natürlich ein Restrisiko, dass bei „besonderen Zeiten“ ™ die Bank die Deckung gesondert checkt und nervös wird. Wenn die Aktien ungünstig stehen kann man dann Verluste einfahren. Ich gehe das (kleine) Risiko aber ein.
@Benutzername: Das ist sicher die etwas stabilere Strategie, da das Haus als zusätzliche Sicherheit fungiert und man die weitaus günstigsten Zinsen bekommt. Ein Lombard wird meistens durch die gehebelten Produkte gesichert und kann zu einem Call der Bank führen und dann ist das ganze Eigenkapital futsch.
Ich selber nehme dieses Risiko nur indirekt auf mich (ich besitze selber auch eine Immobilie), indem ich den Kauf von ETF priorisieren und die Hypothek nur minimal abbezahle. Dies auch weil ich beim ETF weitaus höhere Renditen erzielen kann, als mit dem abbezahlen der Hypothek.
Aber extra die Hypothek erhöhen werde ich hingegen nicht, auch wenn ich das könnte. Ich denke @Ivan2992 muss sich der Risiken bewusst sein und kann dann bewusst selber entscheiden. Seine Strategie wird im langfristig mehr Rendite einbringen können; ganz klar. Er muss jedoch die Risiken sauber einplanen und damit kalkulieren können. Es geht auch darum den Lesern hier im Forum klarzumachen, was bei gehebelten Produkten für zusätzliche Risken zukommen können und nicht nur die höhere Rendite allein ausschlaggebend sein wird.