Liebes Finanzrudel,
wir stehen vor einer möglichen Immobilienentscheidung und würden gerne eure Einschätzung hören.
Wir sind Mitte Ende 30, 2 Kinder, und leben derzeit zur Miete in einer 4.5-Zimmer-Neubauwohnung (CHF 2’900 inkl. NK). Unser älteres Kind kommt nächstes Jahr in den Kindergarten. Nach mehreren Wohnortwechseln ist der Wunsch nach mehr Stabilität gewachsen – insbesondere im Hinblick auf Schule und Umfeld für die Kinder.
Geplantes Objekt:
Wir haben ein Haus in einer kleinen lebendigen sehr gut angebundenen Gemeinde gefunden, die uns zusagt (u.a. Kindergarten und Schule fussläufig erreichbar). Das Haus übererfüllt unsere Kriterien (bisschen mehr Platz, bisschen Garten, gute Anbindung), ist sehr schön.
Kaufpreis 1,8 Mio CHF
Eigenkapital 600 000
Einbehaltene Reserve 100’000
Einkommen CHF 210’000 (am Rande der Tragbarkeit bei 1,2 Mio Hypothek)
Monatliche Wohnkosten wären wahrscheinlich ein klein wenig günstiger als zur Zeit.
Sollen wir oder sollen wir nicht?
Wir haben:
den Wunsch unsere derzeitige Wohnsituation zu wechseln, möglichst zu stabilisieren vor Kindergarteneintritt,
Angst vor der Hypothek, schwer zu sagen, wovor genau. Vielleicht dass wir die Tragbarkeit irgendwann nicht mehr haben? Jobverlust oder so?
Lage des Haus wäre echt perfekt und das Haus wäre schon schön. Aber brauchen tun wir den extra Comfort natürlich nicht. (Wer braucht schon wirklich ein Haus?)
Wir würden definitiv hoffen, das Haus in 15-20 Jahren wieder verkaufen zu können.
Hatten eigentlich nie den Traum vom Eigenheim, aber sind doch irgendwie vor dieser Entscheidung gelandet. Weil Garten fuer die Kinder und Home Office, und ein großer Keller wäre schön und so weiter…
Was meint denn die Bank? Banken betreiben einen ziemlich hohen Aufwand bei der Wertermittlung eines Objektes, um eine sogenannte Finanzierungsbestätigung auszustellen und bewerten eher konservativ, bevor sie ihre Finanzierung zusagen.
Wir haben von drei Banken die Zusage, also die erste unverbindliche Einschätzung. Die definitive Finanzierungszsusage würde jetzt erst erstellt werden, wenn wir uns für den Kauf entscheiden. Alle drei Banken haben uns gesagt, sie denken dass das klappen wird. Aber eine 1,2 Mio Hypothek bei Leuten, die das nie abzahlen werden, sondern ewig Zinsen zahlen werden, ist das j auch sehr lukrativ. Die Bank hat ja auch ihre Interessen. Daher wenden wir uns hier an das Forum. Wir haben Angst hier einfach irgendwie von einem Strudel davongetragen zu werden und können das Ganze nicht von aussen beurteilen, da wir uns auch nicht gut auskennen. Uns würden neutrale Sichtweisen sehr interessieren.
Ob für Euch ein Haus und dann dieses Haus passt, müsst Ihr natürlich selber entscheiden/fühlen. Wenn Haus, soll es dieses sein weil alles super ist, eher anderes weil dieses viele Renovationen brauchen wird, gerne dieses und sonst keines?
Den Wunsch nach Stabilität kann ich voll nachvollziehen. Wir waren auch in einem Mietshaus und dachten, dann wird noch lange so sein bis die Kids aus Schule sind und bekamen dann vor 3 Jahren die Info, dass die Häuser da alle verkauft werden. Das Angebot an uns war mächtig überrissen und zum Glück haben wir dann im gleichen Dorf Haus für Kauf gefunden. So mussten die Kids nur Ihren Schulweg anpassen und haben weiterhin gleiche Gspänlis.
Es wird hier sicher auch noch Meldungen geben, auf keinen Fall Haus kaufen. Ist halt nicht einfach nur rein finanzieller Grund dafür/dagegen sondern gerade mit Familie noch vieles andere.
Nein, Haus war aber auch preiswerter und älter und hatten dann noch div. Dinge ausgebaut (PV, WP,…)
Die Bank wird Euch schon sagen, ob das Haus auch den Wert hat, was die Eigentümer als Verkaufspreis wünschen.
Ist im grunde ein life style entscheid. Aus investment perspektive ist mieten für disziplinierte anleger (man investiert den überschuss vernünftig) idR besser. Ein Haus mit 1.8mio wert wäre gemäss ertragswert mieteinamen von 120k chf im jahr - 10k im monat gleichzusetzen. (Ang kapitalisierungsatz von 7%). Das aus der sicht eines immobilieninvestors.
Es bindet enorm kapital und ist sehr illiquide.
Ihr klingt jeztzt nicht gerade so als wöre das euer grösster traum daher würd ich mir das sehr gut überlegen ob ihr dieses commitment eingehen wollt..
Aus investment sicht würd icv klar nein sagen. Als lifestyle müsst ihr selber entscheideb
Hier noch ein guter rechner aus der investment sicht: Mieten oder Kaufen: Wann lohnt sich was? (inkl. Rechner) - Finanzfluss
Ein Eigenheim erlaubt dir Gestaltungsfreiheit. Du kannst und musst entscheiden, ob du etwas am Objekt änderst. Du kannst dadurch auch eine eigene Identität entwickeln.
Höre da nicht auf die Mieter. Die rechnen dir etwas falsches vor wenn die meinen, durch ein ETF-Depot mehr herausholen zu können. Sie rechnen mit falschen Zahlen und Ansätzen. 7% Rendite bekommst du nur mit 100% Aktienquote. Das ist nicht diesselbe Risikoklasse und da sind Kosten, Gebühren, Steuern und insbesondere die Inflation nicht abgezogen.
Eine Liegenschaft hat klassischerweise nur 3% Bruttorendite. Da ist die Inflation aber dein Freund.
Ich halte den Kaufpreis für relativ hoch. Wenn ihr euch das leisten könnt, dann warum nicht?
Banken, Immobilienverkäufer sagen natürlich, dass es besser wäre, zu kaufen.
Die Mieter, die nur an ETFs denken (oder die Podcaster, die gerne Affiliate-links zu neobroker verkaufen) sehen das aus Eigeninteresse anders.
Es ist jedenfalls eurer Leben.
Wie gesagt, wenn der Traum ein eigenes Haus mit garten ist und man sich damit selbst zu verwirklichen ist das völlig ok.
Ich bin einfach vorsichtig wenn ein selbstbewohntes Haus als top investment angepriesen wird. Es ist unproduktiv und sogar wenn du es im alter abgezahlt hast ist der cashflow immernoch negativ und du profitierst von der Wertsteigerung (wenn es denn immer so weiter geht..) erst wenn du es wieder verkaufst.
Mir gefällt die Perspektive von JL Colins zu dem Thema :
wir haben vor Jahren ein haus gekauft und renoviert. Finanziell ist das unter dem strich ein positives Projekt. Wenn auch immer mit aufwand und ständigen ausgaben verbunden.
Mittlerweile habe ich festgestellt dass mein Glück nicht von einem Haus abhängt und mir persönlich Freiheit und Unabhängigkeit wichtiger ist. Gut investiertes Geld, in produktive asset Klassen, funktioniert für mich besser als ein Haus.