Festgeldanlage in der EU vs. CH

Hallo zusammen

Neben meiner risikoreichen Anlage in ETFs möchte ich nun 50.000 Euro (welche auf einem deutschen Konto liegen) in risikoarme Anlagen investieren.

Aktuell gibt es bei diversen EU Banken wieder um die 3,3 % Zinsen p.a. bei einer Anlagedauer von einem Jahr. Hört sich für mich sehr gut an, wäre da nicht die CH Steuer. Welcher Anteil würde hier anfallen? Lohnt sich das nach Abzug noch im Vergleich zu Festgeld in CH (mit deutlich niedrigeren Zinsen)?

Oder gibt es andere Anlagemöglichkeiten wie bspw. Anleihen, welche aktuell mehr Sinn machen?

LG

Zinsen werden normal als Einkommen versteuert. Dies hängt also von deinem (Grenz)steuersatz ab. Oft zwischen 20 und 35%. Also netto bleibt dir noch ungefähr 2.2% - 2.6% p.a.

Für mich wäre die Hauptfrage, ob du eine Anlage in EUR oder CHF möchtest. Sind deine Ausgaben praktisch ausschliesslich in CHF, so würde ich von einer EUR-Festgeldanlage abraten, unabhängig vom Zinsniveau. Hast du viele (zukünftige) Ausgaben in EUR, so kann eine teilweise oder vollständige EUR-Festgeldanlage Sinn machen.

Ich bevorzuge normalerweise Anleihen(fonds) gegenüber Festgeld, da sie nicht komplett illiquid sind. Aber je nach Wertschrift gibt es dafür andere Nachteile. Bei Anleihen(fonds) kann die Laufzeit einen grossen Unterschied machen, soll also sorgfältig gewählt werden. Die Details hängen von deiner individuellen Situation ab.

Fallen dort nicht auch noch Verrechnungssteuern an?

Hier muss ich mich nochmals verbessern. Ich habe gesehen, dass man die Angebote in der EU nur abschliessen kann, wenn der Wohnsitz in der EU bzw. in Deutschland liegt. Kennt jemand Banken für Festgeldanlagen, bei denen der Wohnsitz Schweiz keine Rolle spielt (ausser natürlich den Schweizer Banken)?

Das hängt vom Land ab. Z.B. gemäss Doppelbesteuerungsabkommen darf Deutschland keine Steuern auf Zinsen einziehen von Schweizer Steueransässigen. Du musst der Bank möglicherweise ein Formular einreichen, wo du bestätigst, dass du ausschliesslich in der Schweiz steuerpflichtig bist.

Für Dividenden und andere Länder können die Regeln anders sein. Hier gibt es eine Übersicht: https://www.sif.admin.ch/sif/de/home/bilateral/steuerabkommen/doppelbesteuerungsabkommen.html

DKB akzeptiert Schweizer Kunden, zumindest für Konto und Karten, beim Festgeld weiss ich es nicht. Gibt dort allerdings nur 2.5% p.a.

Darf ich fragen, wie du hier investiert bist? Welche Anleihen würdest du empfehlen, wenn man risikoarm investieren möchte und sich nicht allzulange binden möchte (klar kann man jederzeit aussteigen). Aktuell würden sich nach meinen Recherchen bspw. deutsche Bundesanleihen mit kurzer Restlaufzeit anbieten.

Meine Anleihenfonds sind ein (kleiner) Teil meiner langfristigen Anlage. Da ist auch eine gewisse Volatilität erlaubt. Ich verwende eine Kombination aus SBI AAA-BBB 1-5 und SBI AAA-AA (CHF-Obligationen, benutze hierzu Indexfonds von CSIF und Swisscanto) und iShares Global Aggregate Bond ETF (AGGS, CHF-hedged). Die durchschnittliche Duration ist ca. 5 Jahre.

Als risikoarme, potentiell kurzfristigere Anlage würde ich nur Anleihen(fonds) mit eher kurzer Laufzeit empfehlen.

Der Index SBI AAA-BBB 1-5 könnte passen. Die aktuelle Duration beträgt 2.88 (Jahre) und YTM ist 1.97% p.a. 43% der Holdings haben ein AAA-Rating, der Rest AA-BBB. Das heisst es gibt ein gewisses (vergütetes) Kreditrisiko. Der durchschnittliche Coupon ist ca. 1%, eine tiefere Couponrendite als YTM ist vorteilhaft in Bezug auf die Steuern.

Ein Geldmarktfonds wäre eine mögliche Alternative, wenn du das Zinsrisiko (aber nicht das Kreditrisiko) fast komplett eliminieren möchtest. Da wäre der Yield dann aber eher bei 1.3% p.a.

Das tiefste Kreditrisiko hätte z.B. iShares Swiss Domestic Government Bond 0-3 ETF mit einem YTM von 1.13% p.a. Dieser ETF besteht aus nur zwei Anleihen, welche natürlich auch einzeln gekauft werden können, aber die Brokergebühren sind oft deutlich höher als beim Kauf von ETF-Shares (dafür fällt dann die TER weg).

Diese sind natürlich in Euro (ohne Hedging). Wenn du dein Risiko gemessen in Euro klein halten willst, dann können deutsche Bundesanleihen Sinn machen. Zu Euro-Anleihen kann ich allerdings nicht wirklich was sagen. Wenn du dein Risiko gemessen in CHF klein halten willst, dann sind deutsche Bundesanleihen ohne Hedging die falsche Wahl.

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Vielen Dank für deine Antwort. Da ich aktuell noch Währung in Euro habe, würde ich diese gerne anlegen. Die Wahl ist nun auf deutsche Bundesanleihen gefallen.

Jetzt stellt sich die Frage nach dem entsprechenden Broker. Kennt jemand einen Broker, welcher Fremdwährung (also Euro) zulässt und auf den man an den gängigen Börsen deutsche/europäische Staatsanleihen handeln kann?

Anleihen werden an Börsen gehandelt. Diese kann man bei praktisch jeden Broker traden. Bei Swissquote hat man sogar mehrere Währungskonten, so dass man Euros mit einer SEPA Überweisung dorthin transferieren kann. Leider sind die Gebühren für das Trading mit Anleihen etwas hoch.
Allerdings eignen sich Staatsanleihen nicht für die langfristige Anlage (Hold & Buy). Die Rendite ist einfach zu gering.
Die meisten Anleger betreiben damit Market Timing, indem sie kurz bevor die Zinsen steigen, ihre Aktien zu Höchstpreisen verkaufen, dann ein paar Monate im Cash bleiben, bis der Zinsgipfel erreicht ist, dann Anleihen kaufen, diese halten, bis die Zinsen wieder sinken, sie dann verkaufen und die günstigen Kurse nutzen, um wieder Aktien zu kaufen.
Das hat damit zu tun, dass sich der Kursverlauf von Anleihen umgekehrt zum Kursverlauf von Aktien verhält.