Angelehnt an den Thread zum Thema Minimalismus möchte ich mal das Thema digitaler Minimalismus aufgreifen.
Wer jetzt denkt digitaler Minimalismus heisst möglichst wenig Technologie zu verwenden, der liegt falsch. Im Gegenteil, als wichtiger Bestandteil meines Lebensstils gilt, möglichst alles was geht digital zu machen, so quasi „Digital-First“ Prinzip. Also keine Notizbücher mehr, generell Bücher nur noch als E-Book kaufen und auf dem Kindle oder iPad lesen oder hören als Audiobook, Photo Album nur noch digital, zahlen nur noch Apple Pay oder Migros App im Migros, alle Dokumente digital in der Cloud, Rechnungen nur noch online zahlen, Banking nur noch online, in der Migros nur noch mit App einkaufen und mir der App zahlen und direkt rauslaufen ohne irgend einen Apparat sonst zu benutzen oder gar an der Kasse anzustehen, Notizen nur noch digital, Task Manager nur noch digital, Kalender nur noch digital, alles schön digital durchgeplant, Musik nur noch digital, TV nur noch Streaming, News nur noch online keine Papierzeitungen, einfach alles was geht komplett digital machen.
Im Prinzip könnte ich im Notfall fluchtartig die Wohnung verlassen und mir am neuen Ort einen neuen Laptop kaufen und neues Telefon und hätte damit praktisch wieder Zugriff auf alles und eigentlich nicht wahnsinnig viel verloren dabei. Der Rest wäre relativ einfach ersetzbar.
Worum es mir geht beim digitalen Minimalismus ist, dass auch wie beim herkömmlichen Minimalismus, nur soviel zu verwenden wie wirklich nötig ist, alles möglichst einfach zu halten und das alles schön aufgeräumt ist. Habe schon Leute gesehen bei denen ist das Cloud Drive zugemüllt mit irgendwelchem Zeugs und völlig chaotisch und durcheinander so dass man garantiert nichts mehr findet, der Desktop zugemüllt mit hunderten Files und Screenshots und keine Ahnung was, ein riesen Chaos. Auf dem Handy ebenfalls ein riesen Ghetto. Wenn deren Wohnung gleich aussieht, na dann gute Nacht.
Ein paar Beispiele von mir:
- Keinerlei Social Media verwenden und auch keine solche Accounts haben. Auch nicht wenn man gar nichts schreibt und nur gelegentlich reinschaut. Alles nur Ausreden. Kompletter Waste of Time, braucht es alles nicht.
- Kein WhatsApp oder sonstige Messenger Apps von Facebook & Co wo man in Gruppen geadded werden kann und es dann die ganze Zeit von morgens bis abends bimmelt. Für den engen Freundes und Bekanntenkreis Threema / Signal oder so verwenden.
- Keine gratis Zeitungen lesen - kein 20min.ch oder Blick am Abend oder sowas. Völliger Waste of Time und inkompetente Artikel. Am besten ein Digital Abo bei NZZ oder so und nur noch das lesen und that’s it.
- Eine Liste machen mit allen Subscriptions / Verträgen etc. die man hat und die Liste so kurz wie möglich halten. Je weniger Subscriptions und Verträge mit unterschiedlichen Firmen desto besser. Konnte das gut auf ein Drittel reduzieren. z.B. alle Versicherungen bei einer Firma machen. Anstatt 5 verschiedene Dienste nutzen für keine Ahnung was irgendwie Apple One oder so machen und dann diese Tools nutzen für alles. Auch wenn es Einzelapps gäbe die vielleicht noch ein bisschen besser wären, so what. Einfachheit ist der Schlüssel. Alles kündigen was man nicht unbedingt benötigt und ggf. schauen was man konsolidieren kann zu einem Anbieter. So kriegt man dann auch nicht dauernd 100te Rechnungen, sondern halt eine wo dann alles drauf ist. z.B. auch Handy beim gleichen Anbieter wie Internet machen etc.
- So wenige Online Konten wie möglich. Immer überlegen ob man sich da jetzt wirklich anmelden müssen oder nicht. Nie den selben Nickname zweimal benutzen auf unterschiedlichen Seiten.
- Auf dem Handy so wenig Apps wie möglich. Das heisst nicht dass man das Handy nicht im vollen Umfang nutzen sollte, aber es braucht z.B. keine 20 Apps die sich mit Finanzen beschäftigen. Ich hatte vorher sicher gut 10-20 Banking / Finanz Apps auf dem Handy. Am besten nur 1 App für alles was mit Finanzen zu tun hat, gibt es leider nicht daher wird’s dann halt vielleicht 2-3 (1 Bank 1 3a, vielleicht noch Login App bei einzelnen Banken) aber nicht 10 oder 20. Alles so einfach wie möglich halten. So Sachen wie manuell Revolut aufladen über Neon und von da zu Wise und von dort zu Bank XYZ und dort dann überweisen auf Bank ABC und um dort dann den finalen Trade zu machen, völliger Blödsinn und widerspricht dem Einfachheitsprinzip.
- Anzahl Geräte einschränken. Nicht PC, Laptop, iPad, Mac mini, iPhone, zweiter iPad, etc. Am besten überlegen was man braucht. Wenn man nicht viel unterwegs arbeitet dann braucht man ggf. keinen Laptop dann reicht ein PC zu Hause oder Mac, und für Unterwegs dann halt das iPad. Oder umgekehrt wenn man viel unterwegs ist dann halt einen Laptop den man zu Hause am grossen Monitor anhängt und nicht 5 separate Geräte.
- Auf jeder Seite unterschiedliche Passwörter und einen Passwort Safe verwenden.
- Cloud Drive und Desktop sind schön geordnet und aufgeräumt. Keine Dateien auf dem Desktop.
- Alle wichtigen Seiten in Bookmarks die synchronisiert werden zwischen den Geräten.
- Regelmässig Taskliste durchschauen ob alles noch aktuell ist, regelmässig die Abo-Liste anschauen und schauen ob man etwas kündigen kann.
- Keine 5 Kreditkarten. 1 reicht zusätzlich zur Debitkarte.
- Das Handy automatisch zu gewissen Zeiten in den „Do not disturb“ modus schalten, so dass alles komplett stummgeschalten ist. In der Nacht oder ab einer gewissen Zeit am Abend braucht es keine Anrufe mehr und kein Gebimmel.
- Am besten Handy auch tagsüber im Stummmodus oder nur für Anrufe oder gar die Favoriten laut. Notifications nur für das allerwichtigste. Für alle anderen Apps Notifications komplett ausschalten. So fällt 95% des Gebimmels weg. z.B. laut nur für die besten Freunde oder Familie in den Favoriten, rest ist stumm und man kann zurückrufen wenn man Zeit und Lust hat. Notifications auch nur Laut für Messenger App welche im engsten Freundes- und Bekanntenkreis und Familie verwendet wird oder private Emails. Keine Gruppenchats und WhatsApp etc. das gar nicht erst installieren oder alle Notifications abschalten. Dann kann man zurückschreiben wenn man Zeit und Lust hat. Email App von der Firma komplett stummschalten. Kann man anschauen wenn einem danach ist.
- Emails sauber halten. Am besten sowas wie Hide my Email verwenden damit man Seiten die spamen direkt sperren kann. Newsletter etc. alles konsequent abmelden, Spammer blockieren. So wenig Emails wie möglich, so dass man nur noch wenige persönliche Emails erhält die auch tatsächlich gewollt sind.
- Anzahl Apps beschränken z.B. lediglich 3 Seiten oder so. Wenn man eine App mehr will muss eine andere gelöscht werden. So wird über die Zeit nicht mehr und mehr Mist aufs Handy geladen.
- Alle Rechnungen via E-Bill zahlen, für regelmässige Sachen Daueraufträge einrichten etc. so das man im Bereich Finanzen praktisch nichts mehr von Hand machen muss ausser vielleicht noch 2-3 Rechnungen im Jahr bezahlen die das nicht unterstützen.
- Kann im Migros SubitoGo empfehlen zum Einkaufen. Einfach beim reinlaufen QR Code scannen mit dem Handy, alle Artikel direkt in der Tasche verpacken und vorher scannen mit dem Handy. Am Schluss auf Pay drücken und an den Kassen direkt rauslaufen. Die Quittungen sind direkt in der App ersichtlich, man braucht die Maschinen gar nicht mehr geschweige denn Anstehen, Auspacken, Warten, wieder einpacken an einer bedienten Kasse.
- Alles was irgendwie geht automatisieren.
- Einen Task Manager verwenden und eine Methode finden die einem passt, z.B. Getting Things Done oder andere. So dass der Kopf weniger gestresst ist in dem er dauern an irgendwelche Sachen denken kann, und die Denkarbeit in dieser Hinsicht an den Task Manager ausgelagert wird. Das macht Platz für andere wichtigere Sachen.
Habt ihr weitere Tipps und Tricks zum digitalen Minimalismus? Sprich, möglichst Technologie nutzen um das Leben zu vereinfachen und langweilige und unnütze Sachen zu eliminieren, im Bereich des Digitalen aber nicht ins Chaos verfallen sondern auch da Minimalismus walten lassen, möglichst alles auslagern und vereinfachen so dass das Leben praktisch automatisch läuft und man seine Zeit für relevante Dinge verwenden kann?