Zeit, mich mal vorzustellen.
Ich bin 44 Jahre jung und höre auf den Namen „Benutzername“.
Ich bin seit 2008 in der Schweiz und bin froh, aus Deutschland geflüchtet zu sein
Mit einer Sparquote von ca. 80k / Jahr versuche ich voll auf Aktien zu gehen, um mich mit 58 frühpensionieren zu lassen. Das wäre mein Traum.
Mit der gegenwärtigen Entwicklung projiziere ich ein Endvermögen von 3 Mio inkl 2a und 3a.(Kein Arbeitsunterbruch, keine Steigerungen, 1% Inflation, 6% Netto-Aktienrendite, 4% für 3a und Pensionskasse). Ab 65 kommt dann eine kleine AHV-Rente hinzu.
Meistens wird versucht, eine möglichst hohe Entnahmerate aus dem Pensionsvermögen zu bekommen, in der Hoffnung, rechtzeitig zu versterben, bevor das Kapital alle ist.
Dabei wird hauptsächlich in Oblis investiert, die nach Abzug von Inflation und Steuern höchstens den Kapitalverfall etwas abfedern, aber nicht ausgleicht.
Meine Überlegung ist dagegen weiterhin voll in Aktien zu gehen, um langfristig die 6% Rendite zu erwirtschaften. Dabei werden 2%-Punkte an Rendite belassen (Inflationsausgleich), dann die 4% stur bezogen, dabei Steuern (bspw. 30%) abgezogen, also eine Nettorendite von 2,8% zu erzielen. Bankspesen dürften hier marginal sein. Durch so ein Ewigkeitskonstrukt würde ich auch das Langlebigkeitsrisiko ausschalten.
Auf Grund von Marktschwankungen ist die Rechnung leider nicht ganz so einfach. Wenn z.B. mit 59 der Markt um 50% einbricht und du weiterhin 4% beziehst, so bleibt zumindest kurzfristig das Kapital nicht erhalten, im schlechtesten Fall ist das Kapital doch noch zu Lebzeiten alle.
Ich würde (und werde) trotzdem hauptsächlich in Aktien investiert bleiben, allerdings nicht 100%. Du solltest dir zumindest bewusst sein, dass obiges Szenario eintreten kann.
100% in Aktien zu bleiben ist ziemlich riskant. Das würd ich nur machen, wenn du auch mal 1 oder 2 Jahre darauf verzichten kannst, dir was aus dem Portfolio ausbezahlen zu lassen. Dann kannst du schlechte Börsenjahre aussitzen.
Falls du das nicht kannst, würde ich eher schauen, dass du ca. 5 Jahre an Bezügen in risikoarmen Anlagen hältst. Dann kannst du in schlechten Börsenjahren das Geld von dort beziehen, statt Aktien verkaufen zu müssen.
Mir ist das Problem der Volatilität schon bewusst.
Ich habe es anhand von Jahresendkursen des Dax von 1990-2022 simuliert. Es funktionierte. Etwas weitreichender war die Trinity-Studie:
Thepoorswiss hat da ein Rechner gebastelt. Dieser sagt aus, dass man besser unter 3,5% Entnahmerate bleiben sollte. Könnt ihr mal mit spielen.
Es klappt mit 1 Land in 1 Zeitfenster von 33 Jahren? Darauf würd ich nicht meine Pension verwetten.
Wenn du dich schon so früh pensionieren lassen willst, müsstet du auch die längeren Zeiträume der Trinity-Studie ankucken. Dort liegt die Erfolgsquote für eine Entnahmerate von 3.5% für einen Zeitraum von 40 Jahren bei nur noch 40%, und bei einem Zeitraum von 50 Jahren unter 20%. Bei einem Aktienanteil von 50% ist die Erfolgsquote bei knapp 100% (40 Jahre) resp. 95% (50 Jahre).
Aber go ahead, lass uns wissen wie’s ausging
EDIT: wer Charts lesen kann ist klar im Vorteil
Dazu müsste ich 98 Jahre alt werden. Versprichst du mir, auch noch da zu sein, damit ich dir wissen lassen kann, wie es ausging?
Hast du versehentlich die Erfolgsquoten für 100% US-Anleihen angeschaut? 75% US-Aktien ist am besten bei 3.5% über 40-50 Jahre gemäss Baptiste, aber bei 100% US-Aktien ist die berechnete Quote fast identisch (und bei 40 Jahren ist auch die 50% US-Aktien-Variante praktisch identisch).
Oh, du hast Recht. Ich hab die Charts verkehrt herum gelesen.
Es muss ja nur für 7 Jahren durchhalten, denn dann kommt ja noch die AHV-Rente (berechnet auf 23’760 / a nach heutiger Kaufkraft). AHV ist ja einigermassen inflationsgeschützt.
Ich kann dann die Entnahmerate deutlich senken.
Also von 58-65 ‚nur‘ 4% von 3 Mio = 120k, nach Steuern und Kosten eher 80k.
Ab 65 dann 3% von 3 Mio = 90k, nach Steuern und Kosten ca. 60k. Dazu 24k AHV = 84k.
Und ja, ich werde nachtürlich nicht genau 100% Aktienquote haben. Aber ich strebe so 90-100 an.
Also ich werde das wohl ziemlich ähnlich machen. In der Schweiz ist es ja nicht wirklich ein grosses Risiko, denn selbst wenn man nichts mehr hat bekommt man dann ja alles vom Staat bezahlt. Das kann im Prinzip auch passieren wenn man sehr konservativ rechnet und dann an etwas erkrankt und dann betreut werden muss, Altersheim etc. dann nehmen sie einem erst einmal alles weg, sprich wer gespart hat ist der Idiot und zahlt alles selber, wer alles verprasst hat oder nichts gespart hat ist der Gewinner und bekommt das selbe Zimmer und die selbe Betreuung alles gratis.
Vom dem her würde ich die jetzt bezahlten Steuern einfach mal als Versicherung anschauen für Fälle wo es dann halt nicht reicht. Ich meine allein schon die Diskussion ist ja schon lustig, wir reden darüber wie man mit 3 Mio. im Alter über die Runden kommt, es gibt Leute die kommen mit 0 CHF über die Runden.
Also ich werde gerade eben nichts verprassen. Verprassen wäre es, wenn man die 3 Mio in Ferraris konvertiert und täglich gegen die Wand fährt, und dann, wenn kein Ferrari mehr übrig ist, den Staat anbetteln.
Das Kapital ist ja nicht unsozial. Man bezahlt eine Menge Steuern: Dividendensteuern, Vermögenssteuern, etc.
Wenn man an etwas erkrankt, dann wäre es nur recht, dass das Sozialsystem übernähme. Schliesslich hat man sein Leben lang Beiträge gezahlt und Erkrankungen kann man nicht vorhersehen.
Dass Leute bestraft werden, die Vorsorgen, weil sie erstmal das angesparte Vermögen verbrauchen sollen, bevor sie Sozialhilfe bekommen, während andere, die alles verschleudert haben, sofort die Hilfe bekommen, ist ein ewiges Konfliktthema.
Immerhin hat man als Vorsorger Unabhängigkeit.
Die Schweiz ist nicht ein Land, das unter grossem Sozialmissbrauch leidet. Dafür sind die Abstände zwischen Erwerbseinkommen und Sozialhilfe zu gross.