Optionen Einstieg

Hallo zusammen

ich bin neu hier in dem Forum, weil ich ein paar Tips erbitten möchte.

Ich habe vor ein paar Jahren einige Aktien als vorzeitiges Erbe bekommen, im Wert von ca rund 35000 CHF. Habe dann damals begonnen, selber noch ein wenig mehr Aktien dazu zu kaufen und bin nun bei rund 40k. Es gibt auch hübsch Dividende. Da ich das Depot damals bei einer Kantonalbank hatte, waren die Tradinggebühren exorbitant (30 Franken Courtage!) und darum habe ich zu Swissquote gewechselt. Ist deutlich besser. Ich weiss, Interactive Brokers wäre noch günstiger, aber das ist mir zu komplex, da ich denke ich bin noch viel zu wenig versiert, um da durch zu steigen, was man da alles machen kann.

Vor ein paar Wochen habe ich mich begonnen, ein wenig in Optionen einzulesen. Das Thema schien mir sehr interessant, da man so noch ein paar Franken zusätzlich einnehmen könnte. Ich habe dann testweise auf meine ABB Aktien einen Covered Call gemacht, weil die sich nun seit Monaten seitwärts bewegen, und es hat auch tatsächlich funktioniert, ich habe in einer Woche so rund 30 Franken eingenommen. Wahrscheinlich hätte ein Profi noch mehr raus holen können :smiley:

Jedenfalls scheint mir, das funktioniert ganz gut, und ich möchte das ein wenig öfter tun. Ich habe natürlich gelesen, dass es wegen den Steuern Probleme geben könnte. Ich habe extra aufs Steueramt angerufen und das genau erfragt. Habe die Auskunft bekommen, dass es bei den winzigen Beträgen, um die es in meinem Depot geht, irrelevant sei und man so keineswegs als professioneller Trader eingestuft würde (Kanton AG), dazu müssten schon mindestens noch mal 2 Nullen mehr am Depot sein, dass das Steueramt sich dafür interessieren würde. (Versteuern muss man natürlich trotzdem alles ordentlich, aber immerhin läuft man nicht Gefahr, als professioneller Wertschriftenhändler eingestuft zu werden, auch wenn man ein wenig mit Optionen herum pröbelt).

Jetzt meine Fragen dazu.
Ich habe mal begonnen, Call Optionen zu verkaufen. Die Aktien habe ich ja im Depot, möchte diese zwar eigentlich behalten, aber notfalls könnte ich sie ja zurück kaufen.
Ich schaue bei den verkauften Call Optionen immer auf die Anzahl Tage bis zum Verfall, sowie auf den Delta Wert. So wie ich gelernt habe, kann man diesen als Approximation benutzen, wie wahrscheinlich es ist, dass einem die Aktien weg gecallt werden. Ich habe mal getestet mit Delta=0.2 und habe einen Call verkauft. Habe für 3 Wochen Laufzeit rund 60 Franken eingenommen. Und habe auch glesen, man soll nicht warten, bis die Option ausläuft, sondern sie zurück kaufen, wenn man genug Gewinn gemacht hat. Also habe ich eine Limit Order gemacht, um den Call für 30 Franken wieder zurück zu kaufen (incl. Gebühren). Damit hätte ich unter dem Strich 30 Franken eingenommen, die Aktien sind noch da, und die Option ist glattgestellt.

Habe ich das soweit alles korrekt gemacht, „darf“ man das so machen?

Ich habe einige Storys gelesen, von Leuten, die mit diesen Calls sich ein paar nette Nebeneinkünfte generieren. Das möchte ich auch gerne tun und habe im Prinzip im Moment auch genug Aktien im Depot, dass ich jede Woche eine Option verkaufen könnte mit 4 Wochen Laufzeit, und diese dann zurück kaufe wenn ich genug Gewinn habe. Ich habe mir vorgenommen, Delta=0.2 anzustreben, damit die Aktien sehr wahrscheinlich nicht weg gecallt werden.

Was mich aber nun auch interessieren würde. Es gibt ja auch diese Optionsstrategien, wo man eine Option kauft, und dann andere Optionen dagegen verkauft. Dann könnte man, ohne dass man die Aktien besitzen muss, auch ein wenig Cashflow generieren. Habe im Internet von Leuten gelesen, die das mit SPY oder VT machen. Ich habe weder SPY im Depot, noch genug VT oder Cash zur Verfügung, daher könnte ich im Moment keinen Covered Call und auch keinen Cash Secured Put z.B. auf VT machen. Ich habe aber gelesen, dass man z.B. einen Call auf VT kaufen kann, und dann einen höherwertigen Call quasi leer verkauft. Theoretisch kann ich das bei Swissquote auch, ich hab mal testweise angeschaut, was dann passieren würde, und da kommt die Meldung, dass ich eine Margin habe. OK, davon habe ich gelesen, aber wisst ihr, was genau bei Swissquote passiert, wenn man Margin benutzt? ich habe dort natürlich nachgefragt, und es hiess, dass man Margin benutzen kann. Aber mir ist noch nicht klar, was dann passieren wird.

Ich würd eigentlich gern folgendes machen. Angenommen, VT steht heute bei 100 Franken. Dann würde ich einen Call kaufen, sagen wir für 80 Franken, mit Delta=0.9 oder sowas. Und dann einen Call verkaufen, für 110 Franken. Wenn der 110er Call verfällt, kann ich die Prämie behalten, wenn er ausgeübt würde, dann hätte ich ja als Gegenwert den 80er Call noch da und würde eigentlich den Margin gar nicht brauchen? was passiert in dem Fall? ich weiss, dass es bei Interactive Brokers und so möglich ist, diese Strategien direkt einzugeben, in Swissquote muss man das natürlich von Hand machen.

Ich will mich da ein wenig einlesen und das schon gern mal testen, aber erst, wenn ich sicher bin, was passiert. Denn was man so liest, lässt sich mit solchen Call und/oder Put Strategien ja ein hübscher Zusatzbatzen einnehmen. Ich würd das eigentlich gern machen, um ein paar Franken zusätzlich zu haben, die ich dann zB. in meine 3. Säule rein tun kann oder sowas.

Was könnt ihr zu den Optionen und -strategien so sagen?

Bin sehr gespannt.

Ich kenne mich mit Optionen nicht aus. Aber:

Ein Margin Account erlaubt es dir, so viel mir bekannt, beim Broker Schulden aufzunehmen. Wenn du jemanden einen Aktie Schuldest, welche du nicht hast, dann muss im schlimmsten Fall die Aktie von deinem Broker gekauft werden, dein Konto könnte ins Minus rutschen. Mir wäre das zu Risikoreich, aber genau deshalb kenne ich mich nicht damit aus.

ja, genau. In meinem SQ Account heisst es „Mögliche Margin: 24000 CHF“.
Es ist schon risikoreich, aber es würde mich interessieren, was in folgendem Szenario passiert:

du kaufst einen Call. Damit sicherst du dir das Recht, Aktien zu kaufen.
dann verkaufst du, auf die selbe Aktie, einen anderen Call.

Fall 1: die Aktie bleibt unter dem verkauften Call, du kannst die Prämie behalten, und das Spiel von neuem beginnen.

Fall 2: die Aktie steigt über den verkauften Call. Der Käufer des Calls will seine Option ausüben, und du musst ihm Aktien geben, die du nicht hast, und kriegst dafür Geld.
ABER du hast ja zu Beginn einen Call gekauft, d.h. du hast das Recht, die Aktien zu einem vorbestimmten Preis zu erwerben. Ich habe gelesen, dass das eine Strategie ist, die einige Leute anwenden, denn mit den beiden Calls hast du dich sozusagen abgesichert - „Synthetic Covered Call“ oder „Poor Man’s Covered Call“. Die Frage ist, ob das bei SQ auch geht, denn das Risiko ist in dieser Strategie eigentlich limitiert und du kannst nicht unbegrenzt verlieren (OK wenn die Aktie auf 0 fällt, aber das ist ja bei einem VOO, VT oder SPY quasi unmöglich).

Grundsätzlich scheinst du die erwähnten Strategien verstanden zu haben.
Es gibt auch Produkte, die diese Strategien umsetzen ohne dass man etwas selbst machen muss z.B. ETFs von Jp Morgan JEPI (S&P 500) oder JEPQ (Nasdaq 100).

Der entscheidende Punkt ist ob diese Strategie im Einklang mit der Anlagestrategie ist. In Seitwärtsphasen ist es natürlich ideal, wenn man Calls verkauft und Prämien einsammeln kann. Nur wenn der Markt dann steigt verpasse ich diese Entwicklung. Generell gehen langfristige Anleger von steigenden Märkten aus.
Wenn man in der Ansparphase vom Vermögen ist, dann möchte man Wachstum, was eher nicht im Einklang mit Optionsprämien steht. Wenn man im höheren Alter beim Vermögensverzehr ist, dann können Erträge aus Optionsprämien eine Strategie darstellen. Die Frage ist auch ob man bei einer solchen Depotgrösse nicht auf einen Indexfonds / ETF wechseln sollte anstatt Einzelaktien.

Ja ich hoffe, dass ich es verstanden habe :slight_smile: SQ hat zwar einen Demo-Modus, aber dort gibts keine Optionen. Deshalb ist es gar nicht so einfach, das mit „Paper Trading“ mal zu probieren. Andererseits, denke ich, kann man mit Covered Calls nicht so viel verkehrt machen, das Risiko ist halt, dass die Aktie durch die Decke geht und man nicht partizipieren kann, weil sie einem weg gecallt wird. Deshalb versuche ich, wie ich gelernt habe, die Laufzeiten meiner Calls so zu timen, dass sie nicht in die Nähe von Dividendenzahlungen oder der Veröffentlichung von Quartalszahlen kommen bzw. werde sie vorher schliessen.

Den JEPQ habe ich tatsächlich auch gekauft. Er bringt eine ganz hübsche Dividende.

Anlagestrategie - ja, ich habe schon einen Teil des Depots auch in VOO und VT. Ist ganz OK. Aber ich würde schon auch gern ein wenig Cashflow haben, daher auch die Dividenden, weil sonst ist es einfach langweilig, wenn man immer einzahlt, und nichts passiert. Mit den Dividenden hingegen kann man sich auch mal ein Mittagessen oder ein paar Bier oder eine Anzahlung an die Ferien gönnen, ohne dass man die Aktien verkaufen muss, was ich eigentlich noch ganz nett finde. Für die Zeit, wo ich dann mal Rentner bin, zahle ich schon seit x Jahren in die 3. Säule ein, ein Teil davon läuft auch auf einen ETF, darum fände ich es eigentlich schon ganz nett und interessant, mit den Aktien ein wenig zu traden.

Daher auch das Interesse an den Optionen. Damit könne man schon easy ein bisschen zusatzcashflow generieren. Die Idee bei den covered Calls ist ja, dass man Prämie einnimmt, und im Idealfall die Aktie behält. Wenn ich früher damit begonnen hätte, denke ich, hätte es sich sicher gelohnt, denn Nestle zB. hat sich letztes Jahr nur seitwärs bzw. nach unten bewegt. Der Buy-and-Hold Ansatz hat da nichts gebracht ausser Verlust, mit den Optionsprämien hätte man da aber schon noch ein paar Franken holen können, nicht?