Invest in Emerging Markets sinnvoll?

Hallo Zusammen
Bin auf die ETF Portfolio Variante 70/30 (z.B. 70% FTSE Developed World 30% FTSE Emerging Markets) gestossen und fand diese anfangs sehr interessant. Ich habe mich sehr lange auf justETF getummelt und diverse Charts miteinander verglichen. Und bin immer auf das Ergebnis gekommen, dass ich sehr viel mehr Rendite gemacht hätte wenn ich vor 10 Jahren nur in einen ETF World eingezahlt hätte anstatt mit einer 70/30 Gewichtung gearbeitet hätte. Wie kommt es, dass ich immer wieder lese dass man umbedingt auch in einen Emerging Markets ETF investieren soll? Wenn ich 10 Jahre zurückblicke, haben diese immer schlechter performt als die grossen Welt ETF’s.
Mir ist klar, dass z.B. China nicht in den Welt ETF’s enthalten ist und mir ist auch klar, dass sich die Zukunft ganz anders gestallten kann und man nicht in den Rückspiegel schauen soll.
Ich hoffe ihr könnt mir ein wenig auf die Sprünge helfen und mir meinen Denkfehler aufzeigen;-)

Besten Dank schon im voraus.

chart

Also so betrachtet hättest du am besten alles in den US Markt gesteckt z.B. S&P 500 und hättest mehr als doppelt soviel Profit gemacht in der Zeit wie mit dem Welt ETF.

Das Ding ist halt man was diese Sachen nicht im voraus und sobald man auf die eine oder andere Seite spekuliert, hat man halt das Risiko das man falsch lag und man einfach besser gefahren wäre wenn man einfach mit dem Welt Markt mitgeschwommen wäre.

Auch ist es nicht garantiert nur weil etwas in der Vergangenheit funktioniert hat, dass das auch in Zukunft so bleiben wird. Das ist denke ich einer der wichtigsten Punkte, denn ich denke gerade die Schweiz ist ein Paradebeispiel dafür. Wir sind aus dem Nichts ein sehr reiches Land geworden, wir sind aber schon lange nicht mehr das was wir mal waren und leben vorallem noch vom Ruf der Vergangenheit, in der Realität sind wir aber massiv auf dem absteigenden Ast und irgendwann wird jeder in der Realität ankommen.

Es diesem Grund ist es für die allermeisten Leute einfach am besten wenn sie einfach in einen einzigen Weltmarkt ETF investieren. Ein typischer Welt ETF hat ja auch ca. 10% Emerging Markets drin.

Ich kann jedoch verstehen dass immer mehr Leute Probleme mit reinen Welt ETFs haben und ehrlich gesagt bin ich mir auch nicht mehr so sicher ob das für die nächsten 50 Jahre wirklich die beste Lösung ist.

Ich habe mir schon selbst mehrmals überlebt komplett einen Deinvest zu machen aus Europa und der Schweiz, weil ich für die nächsten 50 Jahre null Hoffnung für die Schweiz und Europa habe. Europa schafft sich immer mehr selbst ab und die Schweiz ist quasi im Selbstzerstörungsmodus. Ich überlege mir sogar vom Kontitent wegzuziehen bevor wir hier das Armenhaus der Welt werden.

Die Frage ist dann worin investieren? Ich sehe halt immer noch sehr viel potential in den USA. Alle grossen Tech Firmen, alles was die Welt bewegt und bestimmt kommt aus den USA und da kommt alle Innovation her. Wir in Europa haben nichts und wir liefern auch nichts. Die Schweiz ebenso nicht. Und irgendwann ist halt der ehemalig gute Ruf wegen den Banken auch Geschichte und Käse und Schokolade reichen halt nicht um in der Welt zu dominieren, wobei ja mittlerweile nicht mal der Schweizer Käse zu den Top Produkten weltweit zählt.

Auch bei den Emerging Markets gibt es halt viele schwarze Schafe wo ich keine Hoffnung sehe. Ich sehe sehr viel Potential in China und wenn China vielleicht in bisschen sich reformieren würde dann könnte das die neue Wirtschaftsmacht schlechthin werden. Sie haben die Technologie, das Knowhow, die Leute. Darum lernt man auch in immer mehr Ländern Chinesisch als erste Fremdsprache. Aber das ganze ist halt riskant, weil wenn China Taiwan angreift oder Russland unterstützt, dann ist es vorbei für 20 Jahre. China braucht zu einem gewissen Mass die Unterstützung des Westens bzw. nicht die Unterstützung aber es wäre halt sehr kontraproduktiv wenn man vom Westen abgeschottet würde.

Südamerika ist alles sehr High-Risk auch wenn Argentinien jetzt endlich mal einen anständigen Präsidenten gewählt hat, aber es ist halt auch eine Mentalitätsfrage. In Afrika hab ich null Hoffnugn da man mit der Mentalität die da vorherscht einfach nichts erreichen kann. Afrika könnte mit all den Rohstoffen die sie haben einer der reichsten Kontinente sein, aber das wird nie passieren mit der Mentalität die da vorerscht und den Bezug den die Leute zu Arbeit haben.

Gewisse Osteuropäische Staaten haben eine Chance aber wohl nur mittelfristig solange sie EU Gelder für den Aufbau erhalten aber als EU Mitglied werden sie irgendwann untergehen wie alle anderen Länder, von daher längerfristig auch nicht interessant. Die einzige Hoffnung für Europa wäre wenn sich gewisse Länder wieder von der EU abspalten wie Grossbritannien. Das ist zwar kurzfristig eher schädlich aber längerfristig die einzige Chance, und je mehr Länder diesem Schritt wagen und ein anderes Konzept versuchen, desto besser für alle.

Was wäre also ein ideales Portfolio unter diesen Gesichtspunkten? Naja wenn ich jetzt spekulieren würde und bis zu meiner Rente ein Portfolio hinstellen müsste welches ich denke das am besten performed bis dann, dann würde vielleicht sowas nehmen:

50%: S&P 500 (USA)
20%: China, Indien, Korea, Taiwan
10%: Japan
5%: Australien, Hong Kong, New Zealand, Singapore
5%: UK
10%: Gold oder etwas anderes

Aber eben, bisher hatte ich nicht den Mut das umzusetzen aber wer weiss, vielleicht mache ich das ja mal irgendwann noch.

Wichtig: Das ist keine Empfehlung in diese Richtung, sondern einfach was ich persönlich denke was für die nächsten 20, 30, 40, 50 Jahre am besten ziehen wird. Daher kann ich es auch verstehen das immer mehr Leute alternative Strategien wie 70/30 proklamieren, denn ein grosser Teil dessen was heute Developed World ausmacht, sieht in Zukunft sehr düsteren Zeiten entgegen.

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Der hat ein interessantes Buch geschrieben - sehr Empfehlenswert.
(19) Principles for Dealing with the Changing World Order by Ray Dalio

Eigentlich ist genau das der Punkt wieso man auf die unprofitablen Emerging setzt. Wenn die mal kommen, dann aber richtig. Wann es soweit ist, oder überhaupt - who knows… die Möglichkeit, dass es irgendwann so sein könnte, rechtfertigt den Anteil - zwar kleiner, aber dennoch ein Anteil.

Würde in ein Portfolio auch noch wenig Cryptos (BTC) rein packen. Geht in die gleiche Richtung. Das ist aber wirklich Top oder Flop, darum sehr wenig.

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Vielen lieben Dank für deine Meinung! Ich kann gut nachvollziehen was du meinst. Bei den BRICS Staaten ist sich aktuell auch einiges am tun. Von dem her könnte es absolut Sinn ergeben einwenig das Augenmerk auf diese Länder zu richten und allenfalls sein Portfolio mit ein Paar Positionen aufzustocken. Das einzige was mich in dieser Hinsicht ein wenig zögern lässt ist, dass die grössten Investmentfirmen fest in amerikanischer Hand liegen. Ist schwer vorstellbar dass die sich die Vermögensverwaltung aus der Hand nehmen lassen aber durchaus auf Jahrzehnte gesehen möglich meiner Meinung nach. Jedoch stufe ich die Chance als gering ein.

Ist jetzt mein zweiter Beitrag in diesem Forum und ich bin echt erstaunt wie viel Mühe sich die Teilnehmer geben um Beiträge zu kommentieren. Finde ich echt klasse. Und wie ich schon mal erwähnt habe in einem anderen Beitrag schätze ich das sehr da es nicht selbsverständlich ist!

Besten Dank für den Buch Tipp! Werde das mal ausschicken…
Kann deine Argumentation nachvollziehen dass ein kleiner Teil sicherlich gerechtfertigt ist. Finde ich einen guten Blickwinkel :+1:

BTC habe ich auch ein wenig im Portfolio. Mir gefällt einfach die Idee hinter dieser Kryptowährung und bisher lohnt sich das ganze sogar. Mal schauen ob am 10 Januar der Blackrock Bitcoin Spot ETF seitens der SEC genehmigt wird. Könnte durchaus sein, dass dieses Ereignis den BTC ein wenig beflügeln wird wenn der Entscheid positiv ausfällt.

Das die Emerging Markets zur Zeit bei Profis als interessant gehandelt werden liegt daran, dass die weniger strukturell verschuldet sind als der sog. Westen.
Die Industrienationen haben sich bis unter die Decke verschuldet und werden entsprechend damit eine bremsende Problembewältigung haben.
Das weltweit grösste Potenzial sieht man in Zukunft im indischen und asiatischem Raum, weil dort die höchste Dynamik mit zudem junger gut ausgebildeter Bevölkerung vorherrscht, während in Europa die alternde Bevölkerung quasi in Pension geht und zudem durch die Politik (Gesetzesflut, Bürokratie) stärker ausgebremst wird. Die USA mit ihrer Technologieführerschaft dürfte weltweit sich einbringen und dadurch die wirtschaftliche Dominanz weiter hochhalten.
Ein Anlageprofi wurde mal gefragt, was er denn anlegen würde, wenn er nur 2 Investments tätigen könnte/dürfte. Antwort war, als erstes einen MSCI World ETF und den einfach liegen lassen und als 2. Investition auf alle Fälle eine in Berkshire Hathaway.
Damit wäre er dann bei allem mitdabei was in Zukunft von Bedeutung sei.

Eine interessante Entwicklung in Bezug auf die BRICS-Staaten dürfte der Ablöseversuch vom Dollar werden. Die Problematik dürfte allen Interessierten ja bekannt sein. Der Welthandel basiert ja vor allem im Rohstoffbereich auf dem Dollar. Mit dem Trick der USA den Dollar vom Gold zu entkoppeln, gelang es ihnen die Welt mit der Dollardruckerpresse zu hintergehen. Länder die wie üblich bei Rohstoffverkäufe den Dollar als Reservewährung beiseitelegten, haben seit dem Goldeckungsabbruch über 80% an Kaufkraft verloren. D.h. die USA haben bisher praktisch von ihren Geschäftspartnern auf grossem Fuss gelebt, was die nun abstellen wollen und die Golddeckung wieder einzuführen gedenken. Der Anpfiff auf ein ganz neues Spiel ist damit nun gegeben…

Damit dürfte dann ein neuer Goldrausch entfesselt werden, weil eben alle Schuldenstaaten nicht mehr einfach neues Geld drucken könnten. Ob deshalb die Nationalbanken wie blöd Gold einkaufen und horten?

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Kurze Antwort: Falls du eine globale Anlagestrategie verfolgen willst ist das 70/30 Portfolio nicht schlecht.

Lange Antwort: Das Ziel eines 70/30 Portfolios ist das Risiko zu streuen und global in den Finanzmarkt zu investieren. Wenig Risiko = weniger Rendite. Wie die meisten eh schon erwähnt haben, investiert man mit dem MSCI world hautpsächlich in Amerikanische Firmen. Mit den zusätzlichen 30% in EM streust du deine Investments nochmal ordentlich.

Es ist korrekt, dass du in den letzten 10 Jahren definitiv mehr Rendite mit dem MSCI World ETF gemacht hättest. Aber glaub mir, dass kann ziemlich schnell wieder ganz anders aussehen. Theoretisch kann sich der EM in den nächsten 10 Jahren, doppelt so stark entwickeln wie der MSCI World, dann diskutieren wir hier wieso wir nicht nur in den EM investieren statt in den MSCI World ;). Du wirst immer wieder einzelnen Branchen/Länder ETFs finden die weit besser performen als andere. Das heisst aber nicht unbedingt dass deine Strategie schlecht ist. Wenn wir auf die vergangene Performance achten und nicht auf das Risiko, dann sollten jetzt sofort all unser Geld in Crypto stecken :joy: - was ich dir aber definitiv nicht empfehlen würde

Zusammengefasst: Wenn du global und breit gestreut investieren willst, und somit mit den globalen Durschnitt wachsen möchtest, dann investiere nicht nur in den MSCI sonder auch in den EM. Wenn du etwas mehr spekulieren willst, dann kannst du dir einen ETF deiner Wahl wählen und hoffen dass sich gerade dieser gut Entwickelt, hier verfolgst du allerdings nicht mehr das Ziel einer globalen Streuung. Man muss auch dazu sagen, dass das 70/30 Portfolio immer noch eine enorm simple Anlagestrategie ist und es durchaus Sinn macht ncoh weitere ETFs ins Portfolio zu nehmen.

Ich investiere seit ein paar Jahren ein Teil von meinem Geld in den EM ETF und bin eigentlich ganz happy dass sich dieser in den letzten Jahren nicht gut entwickelt hat, somit hab ich regelmässig zu einem recht günstigen Preis einkaufen können. Langfristig (+10 Jahre) bin ich dann sehr dankbar, dass ich fleissig einzgezahlt hab :slight_smile: