10-Jahres-Prognose S&P 500 von Goldman Sachs

Manche von euch haben das sicher schon gesehen. Laut Prognose von Goldman Sachs wird der S&P 500 in den nächsten 10 Jahren nominal nur 3% pro Jahr gewinnen, inklusive Dividenden. Mit 10-jährigen US treasuries hat man aktuell 4% auf „sicher“ wenn man bis Fälligkeit hält. Der equal-weight S&P 500 soll 2% bis 8% besser pro Jahr abschneiden als der S&P 500.

So eine Prognose beruht auf vielen Annahmen. Langfristige Prognosen können aber zuverlässiger sein als kurzfristige. Die Prognose betrifft den S&P 500, aber die USA machen auch fast zwei Drittel des MSCI All-Country World Index aus.

https://www.gspublishing.com/content/research/en/reports/2024/10/18/29e68989-0d2c-4960-bd4b-010a101f711e.pdf

So what. Goldman weiss genau so wenig was in der Zukunft passieren wird wie wir. Eine Prognose in der Finanzwelt sollte immer mit grosser Vorsicht genossen werden.
Zudem vertreibt Goldman versch. Dienstleistungen, wie Research und Brokerage, was natürlich bei einer Umschichtung in Bonds und weiteren Research-Infos finanziell profitieren würde. Man sollte immer hinterfragen, was die Motivation hinter solchen Aussagen ist.
Im Oktober hat Goldman die Prognose für 2024 den S&P 500 von 5’600 auf 6’000 angehoben. Für 2023 wurde keine Wachstum des Index prognostiziert, tatsächlich lag die Performance bei über 20%. Hätte man auf die Prognosen gehört, hätte man viel Geld liegengelassen.
Interessant wäre es, denn Track-Record dieser Prognosen über längere Zeit zu analysieren.

Aktien sind produktive Anlagen, ich habe einen Anteil am Unternehmen und ferner am Gewinn, bei Anleihen ist der Zins von vornehinein festgelegt und der Gewinn nach oben begrenzt.

Im Oktober hat Goldman die Prognose für 2024 den S&P 500 von 5’600 auf 6’000 angehoben.

Was bis Ende 2024 passiert hängt davon ab, welche Versprechungen Elon Musk macht, wer US Präsident wird, ob Ölpreis vorübergehend steigt… Würde das nicht mit Prognosen auf 10 Jahre vergleichen. Aber natürlich alle Prognosen mit Vorsicht geniessen.

Auch equal-weight S&P 500 sind Aktien, und als günstige ETFs zu haben.

Wenn es für das aktuelle Jahr nicht möglich ist, wieso sollte es dann für die nächsten 10 Jahre anders sein?
Zudem sind diese 3% pro Jahr irreführend und „click bait“, da im verlinkten Dokument die Unsicherheit solcher Prognosen hervorgehoben und zudem eine realistischere Spanne von -1% bis +7% angegeben wird.

2012 hatte Goldman auch eine Prognose für die nächsten 10 Jahren abgegeben: 8% für US Aktien mit einer Spanne von 4-12%. Tatsächlich lag die Rendite für diese Zeitspanne bei 13.6%. Nicht nur weit weg von den 8%, sondern auch ausserhalb der Spanne.

War selbst im Finanzwesen im Kapitalmarkt tätig. Wachstumsprognosen, Makro, Aktienanalysen etc. sind nur dann hilfreich, wenn man die Möglichkeit hat, die Berichte mehrerer Anbieter zu studieren. Die versch. Annahmen, Modelle und Daten der Anbieter zu vergleichen ist interessant, um neue Ideen oder zusätzliche Infos zu erhalten. Die Berichte versch. Anbieter sind leider für normale Anleger nicht so einfach zugänglich. Zudem sind Wertspannen sinnvoller (zB bei Aktienanalysen) aber es liest bzw. verkauft sich einfach schlechter. Bei diesen Modellen werden soviele Annahmen getroffen, dass die Fixierung auf einen Wert unvorteilhaft ist.

Es macht durchaus Sinn dass ein Equal Weight index besser abschneiden könnte (aufgrund der hohen Konzentration der Mega Caps), allerdings müssten dann wohl auch viele in ein Equal Weight Produkt investieren, was jedoch eher eine aktivere Entscheidung (in einer passiven Anlagewelt) darstellt als nach Market Cap zu investieren.

Die Entwicklung der Indiszes ist von so vielen Faktoren abhängig, dass man diese kaum in einer vernünftigen Prognose abbilden kann.
Gehen wir nur mal davon aus, dass sich die Russlandkrise in 3 Jahren beilegt, die Ukraine unabhängig bleibt und Aufbauarbeiten beginnen. Ich schätze, bereits ein solches Szenario wirft sämtliche Konjunkturprognosen über den Haufen.
Würde der S&P500 über 10 Jahre in der Tat nur 3% p.a. steigen, hiesse das für die USA ein konjunktureller Zusammenbruch, die mögliche Absetzung der Regierung oder ein Wirtschaftlicher Aufbruch der dringend notwendig würde und zwar proaktiv.
Kurzum, die Prognose ist eben eine Prognose. Wie oft haben Experten bereits vor dem Komplettzusammenbruch gewarnt, wie oft dachte man bereits „jetzt fällt das Kartenhaus“? Heute haben wir auf die Indizes abgestützt, fast alle Jahre eine Weltwirtschaftskrise. Immer hat sich die gesamtheitliche Weltkonjunktur angepasst wie ein Chamäleon. Wir zeichnen Höchststände trotz Nahost- und Russlandkrise, trotz Wetterkatastrophen und Spannungen…

Wichtig ist aus meiner Sicht vorallem, dass sich jeder Anleger (privat) zunehmen breit diversifiziert und in den wichtigen Weltmärkten breit abgestützt ist. Das mag vielleicht auf die ein oder andere Renditechance drücken, dafür bei der Volatilität der Märkte für mehr gesamtheitliche Anlagensicherheit sorgen. Denn irgrndwo zieht immer ein Markt an wenn ein anderer fällt.

Ich tendieren dazu, Goldman Sachs eher recht zu geben. Meine Begründung ist, dass es immer eine Frage der Betrachtung ist und auf die kommt es an. Beispiel Gold… hat sich Gold wirklich so gewaltig verteuert und konnte man wirklich einen so hohen Gewinn einstreichen? Einmal Ja und einmal Nein, je nach Betrachtung ob man den Kaufkrafterhalt oder nur die Kurssteigerung betrachtet.

Gold hat den Besitzern die Kaufkraft erhalten und so gesehen das Vermögen geschützt, aber auch die Kurssteigerungen für den Sepkulanten ermöglicht, der unter dem Gesichtspunkt der Kaufkraft eigentlich wiederum nicht viel an Vermögen hinzugewonnen hat.
Ähnlich ist es mit den Aktienindiezes bzw. dem S&P 500, der zwar gewaltige Kurssteigerung aufweist aber seit seiner Entstehung in den 1920iger Jahren an echtem Vermögen massiv geringere Zuwächse in Bezug auf die Kaufkrafterhaltung vorweisen kann.

Die Grossfinanz versucht immer das Kapital so anzulegen, dass es optimal angelegt wird, d.h. bei Anlagentscheidungen immer zwischen Risiko und Ertrag ausbalanciert wird. Deshalb sind die Faktoren Zinsen von Anleihen, Inflationsrate und mögliche Aktienrenditen die zentralen Orientierungspunkte. S&P 500 weist ein KGV von ca. 30 auf, der Nasdaq sogar um die 45. Über den Daumen gepeilt dürften diese Wert massiv zu hoch sein und müssen wieder runter indem sich die Kursse verringern oder die Gewinne der Unternehmen erhöhen. Allerdings kann man beim Nasdaq die KI-Unternehmen als Ursache anführen, so dass es evtl. sogar so weitergehen kann.

Und wenn nun Goldman Sachs davon ausgeht, dass die Faktoren sich wieder in normale Bahnen einpendeln sollen, dann ist es eben gerechtfertigt zu sagen, dass dies in den nächsten Jahren langfristig stattfinden wird/könnte. Oder es folgt ein Aufflammen der Inflation, was dann wieder höhere Kurse zur Folge haben wird, dann kaufkraftmässig betrachtet aber wiederum einer sog. normalen Entwicklung mit Zinserträgen entspricht.

Ich gehe davon aus, dass die Schuldenorgien weitergehen werden und dadurch die Kurse und Inflation weiter massiv steigen werden. Nun, ich werde sehen, ob ich dann nicht aus dem Fenster falle aus dem ich mich da rauslehne.

Ich gehe zwar auch davon aus das sich die Renditen infolge der sich zunehmend verschlechternden Weltlage in den nächste 2-3 Dekaden eher verringern werden, und damit auch der S&P 500. Allerdings ist Amerika weiterhin das Power House der Welt wo sehr viel Innovation stattfindet und auch in Zukunft wohl die meisten Produkte herkommen werden die uns in Zukunft beschäftigen, gerade auch im Technologie Bereich. Und damit wird in Zukunft immer mehr das grosse Geld gemacht.

Von daher gehe ich davon aus dass 3% für S&P 500 schon realistisch ist wenn auch eher pessimistisch, aber wohl dennoch immer noch besser abschneiden wird als andere (developed) Regionen. Gerade für Europa sehe ich schwarz gegenüber der USA. Vielleicht werden gewisse Schwellenländer stark anziehen aber das ist eher spekulativ. Vielleicht wird ja China mal noch den grossen Durchbruch schaffen. Mal schauen.